Normalerweise lädt die Aula der Kaufmännischen Schulen Rheine zum Verweilen ein. Hier treffen sich Schülerinnen und Schüler an Stehtischen und in gemütlichen Sitzgruppen, um die Pausen miteinander zu verbringen oder während der Selbstlernphasen einen Rückzugsort zu haben. Doch wenn einmal im Jahr der traditionelle Blutspendetermin ansteht, übernimmt dort, wo sonst das bunte Schulleben pulsiert, das Deutsche Rote Kreuz das Kommando und die Aula ähnelt einer perfekt synchronisierten medizinischen Einrichtung: Ruheliegen stehen in langen Reihen bereit, im Akkord wird Fieber gemessen, die nötigen Formulare werden ausgefüllt und Voruntersuchungen durchgeführt. Schülerinnen und Schüler unterbrechen ihren Schulalltag, um mit einer freiwilligen Blutspende zu Lebensretterinnen und -rettern zu werden.  

„Gerade am Ende des Sommers werden die Blutkonserven knapp“, berichtet Markus Doerenkamp, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Rheine. Denn während der Sommermonate sinke die Spendenbereitschaft rapide, da Reisen und Freizeitangebote die Menschen davon abhielten, Blut zu spenden. Umso wichtiger sei eine Aktion wie die, die in der vergangenen Woche und dank des Engagements der Schülervertretung an den Kaufmännischen Schulen stattgefunden hat. Sie erleichtere jungen Menschen, darunter vielen Erstspenderinnen und -spendern, „den Einstieg in die Blutspende“ und baue mögliche Hemmschwellen ab. 

 

Die Anzahl der angemeldeten Spenderinnen und Spender – 120 sind es an diesem Vormittag und damit noch einmal mehr als in den vergangenen Jahren – ist für Doerenkamp und das Team vom Blutspendedienst West aus Münster Anlass zur Freude: Ihre Strategie, Jugendliche direkt im Schulalltag mit dem Thema Blutspende zu konfrontieren, scheint aufzugehen. So berichtet Mirvan Naso, Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement, davon, dass er bereits zum zweiten Mal in der Schule Blut spende „einfach, weil es im Schulalltag gut unterzubringen ist“. Moritz Weber, der mit ihm dieselbe Klasse besucht, hat es sich in diesem Jahr auch nicht nehmen lassen, dabei zu sein. Als Erstspender und weil er „Lust hatte, etwas Gutes zu tun“. Diese Eindrücke werden auch von Azad Yildiz und Ben Schremser geteilt. Die beiden angehenden Industriekaufmänner besuchen die Blutspendeaktion zum wiederholten Male. Für Ben Schremser, der auch außerhalb der Schule Blut spendet, hat sich der Ablauf schon zur Routine entwickelt: Gesundheitscheck, Blutspende, Ruhepause – und dann geht es weiter im Unterricht. Einen ganzen Jutebeutel voller Snacks nicht zu vergessen, den es für alle Teilnehmenden im Anschluss an die Spende gibt.   

Die schönste Belohnung für die Spenderinnen und Spender bleibt aber das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. So verlässt Selma Jakesch, Auszubildende zur Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement, die Aula der Kaufmännischen Schulen nach ihrer erfolgreichen Spende sichtlich stolz: „Ich habe heute ein Leben gerettet.“