Strand statt Schule – „We wish you watt!“ 😉
Das Geschenk des Kollegiums verspricht ebenso rosige wie sonnige Aussichten: ein bunter Strandkorb statt hartem Lehrer-Stuhl, blaues Meer statt grau getünchtem Klassenraum, feiner Sand statt ausgetretenem Schul-Teppichboden. Und der Lieblings-Hund darf in dieser Urlaubs-Idylle natürlich auch nicht fehlen. Vorerst ist es nur ein symbolisches Präsent, bestehend aus witzig arrangierten Playmobil-Figuren und der (orthografisch nicht ganz korrekten, aber gewollten) Aufschrift: „Wish you Watt“. Doch für Annette König-Herick könnte der Traum bald Wirklichkeit werden. Zeit hat sie nun, denn Schulleiter Ralf König verabschiedete die Lehrerin, die an unserer Schule Recht, Englisch und Niederländisch unterrichtet hat, in den verdienten Ruhestand.
Parallel Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau
Offen, unkompliziert und herzlich – diese Attribute bringen die Kollegen mit Annette König-Herick in Verbindung. Schulleiter König packt in seiner Abschiedsrede noch das strategische Denken hinzu. Weil die Einstellungschancen Mitte der 1980er Jahre für Lehrer nicht besonders gut waren, legte sich König-Herick schnell einen Plan B zurecht. Während des Referendariates arbeitete sie gleichzeitig bei der Boecker OHG, bei der sie schon während und nach dem Studium tätig gewesen war. Und so legte sie nicht nur zwischendurch einfach mal ihre Prüfung als Verkäuferin, sondern zehn Tage nach Ende des Referendariates auch die als Einzelhandelskauffrau ab.
Dass Annette König-Herick in diesen zwei Jahren der Zweigleisigkeit die „zehn geforderten Unterrichtsbesuche pro Fach“ ohne Probleme absolvierte, nötigt dem Schulleiter heute noch viel Respekt ab.
Niederländisch mit im Stundenplan
Nach einem Intermezzo als Abteilungsleiterin und Einkäuferin im Modehaus Wissing in Emsdetten folgte 1990 der Eintritt in den Schuldienst, ab 1999 unterrichte sie an den Kaufmännischen Schulen und konnte gleich wieder punkten: Mit der entsprechenden Weiterbildung ausgestattet, stand an der grenznahen Schule Niederländisch mit im Stundenplan. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit war die Bildungsgangleitung bei den RENOs, ein weiterer die Mitorganisation der Info- und Beratungstage. Und es verwundert nicht, dass Annette König-Herick auch einen Pensionsplan B hat. Nach den Ferien unterrichtet sie als Vertretung weiter Wirtschaftsrecht und Niederländisch. Der Schulleiter wünscht ihr daher zwar alles Gute für den Ruhestand, verabschiedet sich aber mit den Worten: „Bis in sechs Wochen“.
Christian Sondermann (Geburtsort Gelsenkirchen) vom Lehrerrat findet durchaus Ruhrpott-Typisches bei Annette König-Herick (Geburtsort Essen): Faible für Autos, wenig Neigung zum Jammern und „das Herz auf dem rechten Fleck und manchmal auch auf der Zunge“. Dies beweist die Angesprochene zugleich mit ihrer Abschlussrede in Reimform, die für Schmunzeln sorgt: sie begehrt fürs nächste Schuljahr die Beförderung vom Amt der Oberstudienrätin zur Studiendirektorin und setzt sich hierzu ein eigens dafür präpariertes Diadem auf. Doch ihr Kompliment am Ende lässt dann doch Wehmut aufkommen, als sie das freundliche und kooperative Miteinander lobt und die Lehrer der Kaufmännischen Schulen als „einzigartige kollegiale und soziale Gemeinschaft mit Vorbildcharakter“ bezeichnet. Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum sie länger bleibt und das Strandleben noch ein Weilchen warten lässt.
Foto oben: Ralf König verabschiedete Annette König-Herick in den Ruhestand. Als Vertretung bleibt sie den Kaufmännischen Schulen aber noch ein Weilchen erhalten.