Es geht zur Sache auf dem glatten Parkett der Sporthalle. Beide Mannschaften kämpfen, schießen aus allen Lagen und schenken sich nichts. Eine Spielerin versucht das runde Leder mit viel Gefühl und Effet in die rechte obere Ecke des Tores zu schlenzen. Vergebens, der Torwart hält mit einer Glanzparade. Sekunden später drischt auf der Gegenseite ein Spieler mit unbändiger Kraft aus der zweiten Reihe auf den Ball ein und trifft krachend den Pfosten. Der Ball prallt ins Spielfeld zurück. Nur beinahe ein Tor. Und die Uhr läuft erbarmungslos weiter. Die Spannung steigt, als hätte Krimiprofi Edgar Wallace das Drehbuch des SV-Cup-Finales an unserer Schule geschrieben. Es steht 1:1, der nächste Treffer kann der entscheidende sein. Wer wird das Duell der Höheren Handelsschule gewinnen?
Die 4 aus der Oberstufe oder die 1 aus der Unterstufe? Musik ertönt, das Zeichen für eine magere Minute Restspielzeit. Nichts passiert. Als Schiedsrichter Nils Heidenreich abpfeift, steht es fest. Der Sieger wird dieses Jahr im Siebenmeter-Schießen ermittelt.
Es ist Tradition: Zum Wechsel des Schulhalbjahres übernimmt für einen Tag König Fußball das Zepter. Schweiß und Mineralwasser fließen in Strömen. Wer seine Hand in die Höhe reckt, will keine Matheaufgabe lösen, sondern ganz einfach den Ball. Und wer mit der flachen Hand auf den Hallenboden schlägt, der hat keine Fünf in Englisch, sondern frei vorm Tor stehend die Pille einfach nicht versenkt. Fußball ist ein Sport mit vielen Emotionen. Und die gibt es in gleich zwei Sporthallen reichlich auszuleben.
Auf und neben dem Spielfeld. Denn wer nicht gegen den Ball tritt, der sorgt an der Bande für Alarm: Mit Trommeln oder Trillerpfeifen, mit Schlachtgesängen oder Slogans auf riesigen Plakaten. Spieler und Zuschauer machen aus dem Turnier ein Event. Die Fans der IFK (Internationale Förderklasse) sind mit soviel Herzblut dabei, dass sie als bestes Team ausgezeichnet werden. HHU 5, HSB 2 und G11 B stehen ihnen nicht viel nach und folgen auf den Plätzen. Die Begeisterung ist groß und um ein Vielfaches höher, als noch vor Monaten die Deutsche Nationalmannschaft sang- und klanglos aus dem WM-Turnier flog. Rausfliegen, das will hier keiner, also wird gefightet. Auf und neben dem Platz. Mit allen Tricks und Finessen, die der Fußball zu bieten hat.
Sehr zur Freude des Lehrer-Duos Werner Möllers und Simon Kock, das den Hallen-Zauber organisiert. Sie erstellen den Turnier-Plan mit 28 gemischten Teams, die im Acht-Minuten-Takt um Punkte, Tore und die Klassenehre kämpfen. Unterstützt werden beide vor allem von ihren Sport-, aber auch anderen Kolleginnen und Kollegen sowie weiteren Helfern. Da läuft auch die 22. Auflage wie am Schnürchen.
Ebenso wie bei Joe Klöpper und Michelle Löchtenbörger. Sie stechen an diesem Turnier-Tag mit ihrer begeisternden Ballbehandlung und millimetergenauen Pässen hervor. Lohn dieser Spiel-Kunst: beste Spieler des Wettbewerbs. Diesen Titel kann sich auch Fred Brüggemann, übrigens schon zum zweiten Mal, an seine Fahne heften: Weil seine Reflexe Manuel Neuer recht ähnlich schnell sind und er die Stürmer zur Verzweiflung bringt, wird er als bester Torwart ausgezeichnet. Von Verzweiflung kann bei Jordi Albers keine Rede sein. Er netzt gleich zwölf Mal ein und sichert sich den Titel des Torschützenkönigs 2019. Nicht so viele „Buden“, aber dafür das schönste Tor erzielt Collin Mokitschuk.
Noch zwei Namen gefällig? Christian Schlegel und Marlene Schmidt betreten nur im absoluten Notfall das Spielfeld. Im wahrsten Sinne des Wortes, engagieren sie sich doch als Erst-Helfer und leisten im Falle des Sportunfalles schnellen Beistand. Kommt aber zum Glück nicht so oft vor. Fairness wird groß geschrieben – und kann auch ein (Erziehungs-)Ziel eines solchen Turniers sein.
Fehlt noch was? Aber sicher. Ergebnis des Endspiels nach Siebenmeter-Schießen: Die HHO 4 gewinnt vor der HHU 1. Den dritten Platz belegt die G 11 B. Für ein Jahr zieren die Siegerpokale nun die Klassenräume und erinnern jeden Schultag an den Turnier-Triumph.