„Wichtig ist, dass Sie selber eine Entscheidung treffen und nicht andere damit belasten“, sagt Dorothee Lamann, Organspende-Beauftrage des Universitätsklinikums in Münster. Sie appelliert an die angehenden Kaufleute für Büromanagement an unserer Schulen in jedem Fall einen Organspende-Ausweis auszufüllen. „Auch dann, wenn Sie nicht spenden möchten, denn so ersparen Sie Ihren Angehörigen, die sich ohnehin in einer emotionalen Ausnahmesituation befinden, eine weitere Belastung. Nämlich darüber nachdenken zu müssen, wie Sie wohl selber zu Lebzeiten entschieden hätten.“ Auch nach dem Votum des Bundestages vor einem Jahr gelte in Deutschland die „Erweiterte Zustimmungslösung“: Wenn eine verstorbene Person zu Lebzeiten keine Entscheidung dokumentiert hat, so werden die nächsten Angehörigen oder besonders nahestehende Personen wie Lebenspartner gefragt. Organspende ja oder nein – um diese Entscheidung fundiert treffen zu können, beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe gemeinsam mit Fachlehrer Dieter Tebbe im Religionsunterricht mit vielen unterschiedlichen Aspekten des so wichtigen Themas. Das Gespräch mit der Organspende-Beauftragten beantwortet viele Fragen.
So erläutert Lamann nicht nur das deutsche Transplantationsgesetz, sondern erklärt genau, wie der unumkehrbare Ausfall der gesamten Hirnfunktionen nach den Richtlinien der Bundesärztekammer festgestellt und dokumentiert wird. Auch wissen die Schülerinnen und Schüler nun, dass es nach dem Wartelistenskandal vor einigen Jahren, nach dem die Spenden drastisch zurückgingen, nun eine Wartelistenkonferenz mit einer ganzen Reihe von Spezialisten gibt. Sie entscheiden gemeinsam, ob ein Patient ein neues Organ benötigt und er auf die Liste kommt. Der Listenplatz hat nur begrenzte Aussagekraft: Voraussetzung ist immer, dass eine Spende zum Empfänger passt – wann das eintritt lässt sich nicht vorher sagen.
Wie eine Spende abläuft und welche Organisationen daran beteiligt sind, das wurde ebenfalls klar. Rund 10.000 Personen warten im Eurotransplant-Raum (9 Staaten) auf ein neues Organ, rund zwei Drittel auf eine neue Niere. „Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Niere liegt bei sechs bis acht Jahren“, erläutert Lamann und setzt hinzu: „Es ist ein Vorteil, dass wir durch Eurotransplant über ein Einzugsgebiet von 136 Millionen Menschen sprechen.“ Sie erwähnt aber auch, dass „Deutschland dabei das größte Land ist, aber die wenigsten Spender hat.“
Neben den reinen Fakten (z. B. Entscheidung über eine Zustimmung ab 16 Jahren möglich, Alter nach oben offen), geht es auch um moralische Fragen wie: Sollten auch Raucher oder Alkoholiker ein Spenderorgan bekommen?
Das Thema hat viele Facetten. Vielleicht bringt die nächste Doppelstunde weitere Erkenntnisse: Dann bekommen die angehenden Kaufleute Besuch von Bernd Dircksen aus Wettringen, der eine neue Leber bekommen hat und aus Empfänger-Sicht berichten wird.