Wenn der pädagogische Grundsatz gilt, dass Schüler*innen nicht nur für die Schule, sondern für das Leben lernen sollen, dann passt er hier wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Und das Besonders in diesem speziellen (Unterrichts-)Fall: Das Gelernte kann sogar Leben retten. Bereits zum zweiten Mal war Andreas Kröger, Verkehrssicherheits-Berater bei der Kreispolizeibehörde in Steinfurt, zu Gast in der Internationalen Förderklasse. Dort lernen Schüler*innen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten und nun unsere Schule besuchen. Ihre Deutsch-Kenntnisse sind noch nicht sehr ausgeprägt, sie haben Probleme beim Sprechen und Lesen. Und sie müssen sich in ihrer neuen Lebens-Umgebung erst einmal zurechtfinden. Dazu gehört auch der Straßenverkehr in Deutschland – durchaus gefährlich, wenn die Hinweisschilder gar nicht erst verstanden werden. Oder auch einfache Regeln nicht bekannt sind.
Im vorigen Schuljahr stand Verkehrssicherheitsberater Andreas Kröger, damals mit Kollegin Susanne Hosch, zum ersten Mal vor einer Internationalen Förderklasse der Kaufmännischen Schulen. Was nicht ganz einfach war. Denn die Beamten betraten ein für sie pädagogisches Neuland, hatten sie doch keine passenden Unterrichtsstunden für Flüchtlinge in der Schublade liegen. Die große Herausforderung: Die Präsentation sollte möglichst nachhaltig die wichtigsten Verkehrsregeln vermitteln, aber natürlich für die Schüler*innen mit eingeschränkten Sprachkenntnissen leicht verständlich sein. Sonst schalten sie schnell ab.
Die Polizei machte ihre Hausaufgaben gründlich und gut, die verkehrskundliche Premiere klappte hervorragend, sodass Klassenlehrerin Stephanie Morenz und Thomas Miethe, Verkehrssicherheits-Berater der Schule, schnell beschlossen, auch in diesem Schuljahr eng mit der Präventions-Polizei zusammen zu arbeiten. Kröger setzt auch diesmal viele Symbole und Zeichnungen ein, benutzt eine einfache Sprache, erläutert Grundregeln, weist auf Funktion von Ampeln und Verkehrszeichen hin und erklärt, wie man sich korrekt im Straßenverkehr verhält. Die Spannbreite der Infos reicht von Hinweisen zum verkehrssicheren Fahrrad über richtiges Abbiegen und Beachten des toten Winkels bis zum Verhalten als Fußgänger mit dem Tipp, in diesen dunklen Tagen besser helle Kleidung zu tragen, möglichst mit Reflektoren.
Die Schüler*innen hörten aufmerksam zu und zeigten sich wissbegierig, indem sie viele Fragen stellten. Und letztendlich diente der Besuch dazu, vielleicht vorhandene Hemmschwellen bei den Schüler*innen abzubauen und die Polizei als Ansprechpartner zu sehen. Wichtig war diese positive und eindrückliche Erfahrung mit der Polizei auch deswegen, weil viele der Schüler*innen mit der Justiz in ihrem Heimatland schlechte und teilweise auch hier in Deutschland, etwa wegen kultureller Unterschiede, negative Erfahrungen gemacht haben.
Am Ende der Doppelstunde eint Polizist und Lehrer das gute Gefühl, bei den Schüler*innen das Bewusstsein für richtiges und damit lebensrettendes Verhalten im Straßenverkehr geschärft zu haben.