Dem Thema „Arbeit“ begegnen die angehenden Kaufleute für Büromanagement täglich – in ihren Betrieben oder im Unterricht. Aber Kinderarbeit? Wo findet sie statt und wer profitiert davon? Aus welchen Gründen müssen Kinder arbeiten und welche körperlichen und seelischen Folgen haben sie zu ertragen? Und vor allem: Was können wir persönlich gegen ausbeuterische Kinderarbeit tun? Fragen über Fragen, denen sich die Schüler*innen aus der Oberstufe (KBMO1) gemeinsam mit ihrem Lehrer Dieter Tebbe stellten. In Arbeitsgruppen spürten sie im Religionsunterricht den Ursachen für Kinderarbeit und Kinderhandel nach, beschäftigen sich mit dem Einsatz von Kindern auf Tabakplantagen oder in Steinbrüchen, nannten Fakten zu Kindersklaverei im Jahr 2020.
Zum Thema „Kindersoldaten“ begrüßten sie im Unterricht Moritz Schwalenstöcker von terre des hommes aus Osnabrück, der neben erschreckenden Informationen zum Einsatz von Kindern in Kriegen auch die Waffenexporte deutscher Firmen ansprach und auf die Rolle der Bundeswehr und deren Rekrutierung von 17-Jährigen einging. Die Anregungen führten zu einer nachhaltigen Diskussion.
Eine weitere Arbeitsgruppe recherchierte intensiv zum Thema „Kinderprostitution in Urlaubsländern“ und erarbeitete eine Präsentation, mit dem Fokus auf Sierra Leone, ein Staat in Afrika. Dazu schreiben die Schülerinnen Franziska David und Hanne Suthe: „Kinderprostitution ist kein Thema einzelner, vermeintlich „typischer“ Länder, sondern betrifft jedes Land dieser Erde. Weltweit werden täglich Mädchen und Jungen Opfer sexueller Ausbeutung. Die Gründe hierfür reichen von fehlender Bildung und fehlenden Zukunftsperspektiven bis hin zum Kampf ums tägliche Überleben. So kostet allein der Eintritt in ein Krankenhaus in einigen afrikanischen Staaten umgerechnet 1,50 Euro – so viel wie ein durchschnittlicher Tagesverdienst der ausgebeuteten Kinder, die häufig an mehreren verschiedenen Krankheiten leiden. Die Täter, die aus allen Gesellschaftsschichten und Ländern kommen, sind dabei nicht nur Pädophile. Auch die geringeren Kosten für den Sex mit Kindern, die vermeintlich bessere Gesundheit und auch die Einfachheit, mit der die männlichen und weiblichen Täter an ihre Opfer kommen, spielen eine wesentliche Rolle.
Im Rahmen der Präsentation in unserer Klasse konnten wir Frau Ulla Freermann von der roterkeil.net-Ortsgruppe Greven für einen Besuch gewinnen. In einem sehr interessanten Vortrag erzählte uns Frau Freermann von ihrem Weg zu „roterkeil.net“ und den Erfahrungen, die sie in den letzten Jahrzehnten gesammelt hat. Neben erschütternden Gegebenheiten, die uns noch einmal bewusst gemacht haben, wie erschreckend nah dieses Thema auch in unserem täglichen Leben ist, hat sie uns auch bewusst gemacht, wie viel wir mit unserer Hilfe erreichen können. Das zeigte die Lebensgeschichte einer jungen Frau in Afrika, die durch die Hilfe dieser Organisation der Prostitution entkam, eine Ausbildung zur Köchin machen konnte und nun selbst jungen Mädchen ein Leben und eine Ausbildung nach dieser Hölle bietet. Diese Erfolgsgeschichten verdeutlichen noch einmal die Bedeutung dieser gemeinnützigen Organisationen und unserer Spenden.
Wir bedanken uns noch einmal herzlich für den Besuch von Frau Freermann und wünschen Ihr und dem Netzwerk „roterkeil.net“ von Herzen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.“
Nach dem Gespräch mit Ulla Freermann war die Klasse so beeindruckt, dass sie spontan eine Spendensammlung durchführte.