Schon merkwürdig. Wo sonst auf den Schultischen Bücher, Stifte oder Laptops liegen, steht nun ein überdimensionales Lkw-Modell der Spedition Dachser. Daneben liegen Holzwürfel und -paletten sowie Fässer, die die Ladung symbolisieren. Ein Klassenzimmer weiter fällt der Blick sofort auf eine Reihe Gläser mit unterschiedlichen Getreidearten. Und am Pult stehen zwei junge Männer der Hemelter Mühle, komplett in strahlend-weißer Müller-Montur gekleidet. Alles recht ungewöhnlich für eine Kaufmännische Schule. Und doch genau so gewollt. Tiefe Einblicke in ganz unterschiedliche Berufssparten soll er bieten, der zweite Expertentag in der Berufsfachschule (Handelsschule). Elf Unternehmen sind an diesem Tag zu Gast in unserer Schule, um unseren knapp 90 Schülerinnen und Schülern dieses Bildungsganges vielfältige Berufs-Informationen aus erster Firmen-Hand zu bieten. Und vielleicht die wichtige Entscheidung für einen Beruf in die richtige Richtung zu lenken.
Die Vorbereitung auf eine Ausbildung wird in der Berufsfachschule groß geschrieben. Sie steht als ordentliches Fach einmal die Woche auf dem Stundenplan. Dazu absolvierten vor einigen Wochen die vier Klassen ein dreiwöchiges Praktikum. Und mit der Ausgabe der Halbjahres-Zeugnisse in einigen Tagen beginnt dann wirklich die heiße Bewerbungsphase.
„Ein Ziel ist es, unseren Schülerinnen und Schülern zu helfen einen Beruf zu finden, der auch zu ihren Interessen und Fähigkeiten passt“, sagt Doris Dingwerth, Leiterin des Bildungsganges. Damit der Berufsweg später nicht in eine Sackgasse führe, sei es wichtig, den Horizont zu erweitern und über den beruflichen Tellerrand zu blicken, ergänzt sie. Daher ist die Spannbreite der eingeladenen Unternehmen auch sehr breit gefächert und bietet neben Informationen zu kaufmännischen Berufen Hinweise zu Ausbildungs-Möglichkeiten in gewerblich-technischen Bereichen. Die vielleicht sogar gut mit der kaufmännischen Grundbildung aus der Berufsfachschule harmonieren.
In kleinen Gruppen, zusammengesetzt nach Interesse, bietet der Expertentag die große Chance, sich einen Einblick in die Arbeitswelt zu verschaffen und mit Ausbildern und Auszubildenden zu sprechen. Folgende Unternehmen liefern Berufs-Infos aus erster Hand: Apetito AG, Berlemann Torbau, Bischof + Klein SE & Co.KG, Bundeswehr, Dachser SE, Edeka Steiner, Gröning GmbH & Co.KG, Hemelter Mühle, Markilux GmbH + Co.KG, Media-Markt sowie Medizinische Fachangestellte aus der Oberstufe unserer Schule.
Die Schülerinnen und Schüler haben sich auf diesen Tag vorbereitet, die Internet-Auftritte der Betriebe unter die Lupe genommen und sich Fragen überlegt. Und die beziehen sich auch auf die korrekte Form der schriftlichen Bewerbung, auf die Vorbereitung von Einstellungstests und auf das optimale Verhalten im Gespräch mit den Personalchefs der Unternehmen. Immer authentisch bleiben, keine Rolle spielen, so lauten die Tipps der Firmen-Vertreter. Und wenn sich im Zeugnis mal eine schlechte Note findet? Nicht tragisch, Zensuren sind für die Betriebe nicht alles. Persönlichkeiten werden gesucht, zuverlässig, teamfähig und lernwillig zu Beispiel. Und wer ehrenamtlich tätig ist, zeigt Einsatz. Auch ein Pluspunkt bei der Suche nach dem Traumjob.
In den kommenden Wochen werden die Eindrücke und Erkenntnisse des Expertentages im Unterricht besprochen. Und der ein oder andere wird vielleicht den entscheidenden Kick für seine Berufswahl bekommen haben. Die letzte Erprobungsstufe folgt nach den Zeugnissen: Dann kann jede Schülerin, jeder Schüler in einem freiwilligen Praktikum noch einmal letzte Erfahrungen sammeln, bevor die endgültige Berufs-Entscheidung fällt.
Derweil arbeiten die Klassenlehrer bereits an der Gestaltung des dritten Expertentages. Was gut war, was verbessert werden könnte, darüber haben die Pädagogen am Ende mit den Unternehmen gesprochen und dabei wertvolle Anregungen erhalten.