Eigentlich kein idealer Morgen für eine Baustelle. Eine weiße Haube aus Schnee verziert den extra aufgeschütteten Sandhaufen. Das Thermometer zeigt Minusgrade. Der Wind weht kalt um die Ecken des Schulgebäudes und fordert das Tragen von dicken Winterjacken. Wahrlich – kein Morgen für eine Baustelle. Doch die knallroten Schaufeln im gelben Sand und die bereitliegenden weißen Helme mahnen unmissverständlich zur Arbeit. Also lautet die Losung für Landrat Dr. Klaus Effing und Schulleiter Ralf König: ran an die Schüppe. Allerdings dauern die Erdarbeiten im Beisein von Vertretern der Gebäudewirtschaft und Schulverwaltung des Kreises Steinfurt, des Architekturbüros, der Politik, der Unternehmen und natürlich der Schule nur ein paar Minuten. Was aber nicht am Wetter liegt. Denn die Kurz-Arbeit ist beabsichtigt: Der erste Spatenstich läutet die Erweiterung der Kaufmännischen Schulen ein. Zwar nur ein symbolischer Akt – aber mit Blick auf die Zukunft doch ein wichtiger „Bau“-Stein in der Geschichte der Schule. Foto: Baustelle (Fotolia)
Rund 5 Millionen Euro investiert der Kreis Steinfurt als Schulträger in die Erweiterung der Kaufmännischen Schulen. Stetig steigende Schülerzahlen, aber auch neue Unterrichtsformen, erweiterte Bildungs- und Beratungsangebote sowie Schulprojekte machen eine bauliche Erweiterung notwendig. Das Gebäude wird in Richtung Lindenstraße vergrößert und aufgestockt. Neue Klassen- und Seminarräume entstehen, der Verwaltungstrakt wird modernisiert. Insgesamt wächst die Schule um rund 1770 Quadratmeter und soll Schülern und Lehrern künftig optimale Lern- und Lehr-Bedingungen bieten.
„Bildung ist der Schlüssel für eine gelingende Berufs-Biografie“, begründet Landrat Dr. Klaus Effing das Engagement des Kreises. Bildung schütze vor Armut, beuge gesellschaftlichen Konflikten vor und stärke damit die Demokratie. „Und natürlich helfen gut ausgebildete junge Menschen auch unseren Unternehmen und damit unserem Wirtschafts-Standort Kreis Steinfurt“, verdeutlicht der Landrat, dass die Erweiterung der Kaufmännischen Schulen eine sehr gute Investition auch für die Zukunft des Kreises ist.
Bei der Begrüßung der Gäste-Riege im mollig-warmen Mehrzweckraum erzählt Schulleiter Ralf König mit ironischem Lächeln, dass die Kaufmännischen Schulen immer schon eine „Schule in Bewegung“ gewesen seien („Die Lehrer verbrachten die Pausen auf dem Gehsteig“). Weil das 1980 in Betrieb genommene Schulgebäude schnell zu klein geworden sei, habe es immer „Filialen“ gegeben, zunächst das Josef-Winckler-Zentrum an der Neuenkirchener Straße, später dann das ehemalige Postausbildungs-Zentrum an der Wasserstraße, das die Schule heute noch nutzt. Allerdings: Den Ansprüchen, die an eine für Schülerinnen und Schüler lernförderliche Umgebung gestellt werden, konnte dieses Gebäude trotz zahlreicher Nachbesserungen nie gerecht werden, obwohl der Vermieter bemüht ist, Missstände abzuschaffen“, verdeutlicht König. Eine viel zu niedrige Raumtemperatur in vielen Räumen trotz einer Heizung unter Volllast sei dem Lernen nicht gerade förderlich. Ganz zu schweigen vor der erst vor ein paar Tagen festgestellten Regenpfütze in einem der Räume. „Diesmal nicht auf Grund der teilweise undichten Fenster, sondern wegen eines Loches in der Decke.“
Doch nun richte sich der Blick in die Zukunft: „Wir, das Kollegium der Kaufmännischen Schulen, freuen uns, dass nach mehr als einem Vierteljahrhundert unsere Schülerschaft bald in einem einzigen Gebäude versammelt sein kann. Dafür möchte ich mich im Namen des Kollegiums bei Ihnen bedanken, dass Sie, jeder für sich an einer anderen Stelle, dafür Sorge getragen haben, dass dieses Bauprojekt umgesetzt werden kann.“
Und wenn sich Landrat Dr. Effing eingangs seiner Begrüßung darüber freute, „gleich zu Beginn des neuen Jahres 2019 einen so schönen Termin zu haben“, so wird er sich vermutlich einen weiteren schon vorgemerkt haben: Am 6. April 2020 soll das neue Gebäude der Kaufmännischen Schulen eröffnet werden.
Foto ganz rechts: Schulleiter Ralf König und Landrat Dr. Klaus Effing vor den Umbauplänen.