Kein Zweifel: Sie wird viel zu tun haben. Auf der nächsten Weihnachtsfeier des Kollegiums vielleicht. Wenn Corona es zulässt. Dann möchte sie alle Umarmungen nachholen, die ihr an ihrem letzten Arbeitstag nicht vergönnt waren. Und das wären viele gewesen. Bis dahin: „Fühlt euch wenigstens umarmt, denn ich werde euch vermissen“. Nach 37-jähriger Tätigkeit an den Kaufmännischen Schulen ist Ulla Baum zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand getreten. In dieselbe Kategorie der unterrichtlichen Dauerbrenner fällt auch Erika Kleine-Rüschkamp, die 35 Jahre lang an den Kaufmännischen Schulen unterrichtete und nun ihren Aufhebungsvertrag mit der Bezirksregierung Münster unterzeichnet hat. „Da gehen heute geballte 72 Jahre pädagogische Kompetenz in den Ruhestand“, merkt Schulleiter Ralf König auf der Abschiedsfeier zu Ehren der Kolleginnen an. Dazugerechnet werden müssen auch die Zeiten der Tätigkeiten von Dr. Sylvia Schlepphorst (28 Jahre) und Beate Kampmann (35 Jahre), die ebenfalls – in Abwesenheit – in den Ruhestand verabschiedet wurden.
In den fast vier Jahrzehnten ihrer Arbeit an den Kaufmännischen Schulen habe sich Ulla Baum in verschiedensten unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Bereichen engagiert, sagt Ralf König und erinnert an ihre Arbeit als Geschäftsführerin des Fördervereins und die Mitorganisation der Tage der offenen Tür. „Im Renobereich war Ulla in der langen Zeit ihrer Tätigkeit eine feste Größe. Vielleicht weniger bekannt ist, dass sie sich auch lange Zeit bei der Gestaltung von Abschlussfeiern einbrachte und in der Höheren Handelsschule das Methodentraining durchführte, als unsere Schule noch klipperte“, meint König und wünscht ihr für den jetzt anbrechenden Lebensabschnitt „alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit. Vielen Dank für alles.“
Christian Sondermann, Vorsitzender des Lehrerrates, stellt die besondere Rolle Baums heraus, die sie im menschlichen Miteinander des Kollegiums eingenommen habe: „Ich würde das mal menschliche Qualifikation nennen.“ So habe Baum viele Veranstaltungen mitorganisiert, federführend die regelmäßige Fahrradtour. „So verlieren wir mit deiner Pensionierung nicht nur eine Lehrerin für Textautomation, Datenverarbeitung und Informationswirtschaft, sondern vor allem einen lebenslustigen, äußerst positiven Menschen, der stets eine Bereicherung für das Kollegium war.“ In dieselbe Kerbe schlug Christina Meier für den Bildungsgang Reno: „Mit deiner Teamfähigkeit und Fröhlichkeit hast du zum Klima von Zusammenarbeit und flachen Hierarchien im Bildungsgang beigetragen.“
Gerührt von vielen Geschenken und anerkennenden Worten gibt Ulla Baum in ihrer Ansprache neben Dankesworten dem Kollegium dieses mit auf den Weg: „Jeder Tag ist kostbar: Die schönen Tage schenken uns Freude, die schlechten Erfahrungen, die schlimmsten Tage Lektionen und die besten Tage Erinnerungen.“
„In ihrer 35-jährigen Tätigkeit an unserer Schule hat sich Erika Kleine-Rüschkamp als zuverlässige und engagierte Lehrkraft gezeigt, die auch immer wieder ausgeholfen hat, wenn es einmal kurzfristig Vakanzen gab, wenn Mediziner kurzfristig die Schule verlassen oder zu besetzende Stellen erst gar nicht angetreten haben“, fasst Schulleiter König das Engagement der Neu-Pensionärin zusammen. Ihre Schülerinnen hätten Erika Kleine-Rüschkamp immer ganz besonders am Herzen gelegen, dafür danke er ihr. Für den neuen Lebensabschnitt ohne Schule wünscht König ihr „alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit“.
Leidenschaft für die berufliche Aufgabe, positive Zuwendung zu den Auszubildenden, diese wichtigen Eigenschaften schreibt Sondermann der ehemaligen Kollegin zu. „Dafür möchte ich mich heute stellvertretend für das Kollegium bedanken.“ Jürgen Rählmann als Abteilungsleiter Medizinische Fachangestellte beschreibt Kleine-Rüschkamp als „liebe und hilfsbereite Kollegin, die hervorragende Arbeit geleistet hat. Wir werden dich vermissen.“
37 und 35 Jahre Dienst an den Kaufmännischen Schulen sind zuende gegangen: Schulleiter Ralf König verabschiedete Ulla Baum (re.) und Erika Kleine-Rüschkamp in den Ruhestand.
„Das ist heute alles sehr sentimental“, gibt Erika Kleine Rüschkamp einen Einblick in ihre momentane Verfassung und dankt für die Geschenke ebenso wie für die freundlichen Abschiedsworte. Komplimente gibt sie gern zurück: „Es ist eine tolle Schule, ich war sehr gerne hier.“ Dass das nicht nur so daher gesagt ist, kann sie beweisen: „Mein Mann hat mal gesagt, immer wenn du von der Schule kommst, summst du.“ Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen, habe Albert Schweitzer mal formuliert. „An dieser Schule habe ich Liebe erfahren,“ sagt die Pensionärin zum Abschluss. Umarmungen folgen demnächst.