Den Volleyball, den Beate Steffens von der Fair-Trade-Steuerungsgruppe Rheine an Ralf König, Leiter der Kaufmännischen Schulen, überreicht, ist gleich mehrfach ein wichtiges Symbol. Zum einen ist das unter fairen Arbeits-Bedingungen hergestellte Spielgerät ein Hinweis auf die „Faire Woche“, die zurzeit unter dem Motto „Zukunft fair gestalten“ in Rheine läuft. Zum anderen macht es deutlich, dass mittlerweile viele Dinge des alltäglichen (und auch schulischen) Lebens auf faire Weise hergestellt und angeboten werden. Das muss man nur wissen. Und zum Dritten steht der Ball auch für den Unterricht an den Kaufmännischen Schulen, der schon seit vielen Jahren Projekte zur Nachhaltigkeit und gegen ausbeuterische Kinderarbeit umsetzt.

Die Faire Woche läuft deutschlandweit noch bis zum 24. September. Unter dem Motto „Zukunft fair gestalten – #fairhandeln für Menschenrechte weltweit“ sollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt gerückt werden – festgelegt im Artikel 23 der UN-Charta, die die allgemeinen Menschenrechte auflistet. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? In vielen Regionen der Welt sei es immer noch schlecht um die Arbeitsbedingungen bestellt, sagt Beate Steffens: „Millionen Menschen müssen unter unwürdigen, gefährlichen und gesundheitsgefährdeten Bedingungen schuften und verdienen damit oft nicht einmal so viel, um die Familie ernähren zu können.“ Immer noch würden Kinder ausgebeutet, immer noch müssten Kinder zum Unterhalt der Familie beitragen, ohne jemals eine Chance auf Schulbildung und damit ein besseres Leben zu haben.

Der Faire Handel will den schwächsten Gliedern in der Produktionskette helfen und dazu beitragen, dass eine menschenwürdige und zukunftsfähige Wirtschaft entsteht, Arbeiter und Kleinbauern von ihrer Arbeit leben und Kinder zur Schule gehen können. Dabei hilft es, so glaubt Beate Steffens, die Menschen hier vor Ort auf das Thema „Fairer Handel“ im Rahmen der jetzt laufenden Woche aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Beate Steffens, die als Regionalpromotorin die über 100 ehrenamtlichen Fairhandels-Gruppen im nördlichen Münsterland (Kreis Steinfurt und Borken) vernetzt, weist im Gespräch mit Schulleiter König auf die Vorträge, Filmvorstellungen und Diskussionen hin, die in Rheine stattfinden, und auch für die Schülerinnen und Schüler der Kaufmännischen Schulen interessant sind.

Denn Ralf König berichtet, dass in den Kaufmännischen Schulen bereits seit fünf Jahren, noch bevor die „Fridays for future“-Bewegung an Fahrt aufnahm, „Nachhaltigkeit“ unterrichtet werde. Mit Beginn des Schuljahres 2016/17 wurde im Wirtschaftsgymnasium erstmals der einstündige Differenzierungskurs „Sustainability“ in der 12 eingerichtet und im Schuljahr 2017/18 auch auf die Jahrgangsstufe 13 ausgeweitet. Ziel ist es, Schüler*innen in Fragen der Nachhaltigkeit (z. B. Ernährung, Mobilität, Energie) zu unterrichten und sie zum aktiven Handeln für mehr Nachhaltigkeit anzuregen.

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Beate Steffens von der Fair-Trade-Steuerungsgruppe Rheine übergibt einen Volleyball an Schulleiter Ralf König, der seinen Gast über Projekte zur Nachhaltigkeit und ausbeuterischen Kinderarbeit informierte.

Dazu werden in der Jahrgangsstufe 12 die theoretischen Grundlagen gelegt: Anhand der oben genannten Themenfelder setzen sich die Schüler*innen im Unterricht mit den Hintergründen auseinander, wie das menschliche Handeln Einfluss auf die Zukunft unseres Planeten nimmt. In der Jahrgangsstufe 13 erarbeiten die Schüler*innen selbstständig Inhalte, die sie als konkrete Projekte zu Verbesserung der Nachhaltigkeit im Schulalltag umsetzen.

Ein zweites Projekt hat seit 11 Jahren in der Höheren Handelsschule seinen festen Platz im Stundenplan. Die Schüler*innen beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Formen der Ausbeutung von Kindern: Müllkinder auf den Philippinen, Kinderarbeiter in indischen Steinbrüchen oder Kindersoldaten – die Spannbreite ist groß, die Folgen erschreckend. Referent*innen arbeiten mit den Schüler*innen, planen und erarbeiten Schulausstellungen zur Information, halten Vorträge. Und der Gang in den Weltladen Rheine gehört ebenfalls dazu.

Beate Steffens bietet ihre Unterstützung an. „Ich kann sie gern bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen unterstützen und Referent*innen zu ganz unterschiedlichen Themen suchen“, spielt sie den Ball zum Schulleiter. Und der nimmt diesen Doppelpass gerne auf.