Mit Gesang und Gedichten, Geschenken und Geschichten wurden in diesem Jahr gleich drei Lehrkräfte der Kaufmännischen Schulen Rheine in den Ruhestand verabschiedet: Ilona Wanke, Anne Sarrazin und Karsten Schröer haben das Ende ihrer Dienstzeit erreicht. Das Kollegium bereitete dem Trio einen unvergesslichen letzten Schultag, der mit stehenden Ovationen endete.
Schulleiter Tobias Raue blickte während des traditionellen Sommerfestes auf das Schaffen der drei Pädagogen zurück. Ilona Wankes beruflicher Weg sei dabei erstaunlich eng mit den Kaufmännischen Schulen verknüpft gewesen. Schließlich sei die gebürtige Mesumerin als Lehrerin, nach Referendariat und zwanzigjähriger Tätigkeit in Flensburg, dorthin zurückgekehrt, wo sie einst selbst als Berufsschülerin unterrichtet wurde. „Sie war also schon Schülerin bei uns, bevor sie Kollegin wurde – eine echte Rückkehrerin mit Heimvorteil“, beschrieb Raue diesen Werdegang. Während ihrer fünfzehnjährigen Tätigkeit an den Kaufmännischen Schulen habe sich Ilona Wanke als feste Größe im Unterrichtsgeschehen bewiesen: bei den angehenden Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten oder den Einzelhandelskaufleuten, in der gymnasialen Oberstufe oder Fachschule für Wirtschaft: „Überall dort, wo fundiertes Wissen, sprachliche Präzision und juristischer Scharfsinn gefragt waren.“ Ihre Unterrichtsfächer – Englisch und Rechtskunde – bewegten die Fachkolleginnen und –kollegen dazu, Ilona Wanke vor dem „ehrwürdigen Kollegialgericht“ zur Last zu legen, „sich über Jahrzehnte hinweg in besonders pädagogisch wertvoller Weise schuldig gemacht zu haben“. Christian Sondermann führte ihr in seiner Ansprache als Vertreter des Kollegiums außerdem den mit der „Pensionierung verbundenen Verwaltungsakt vor Augen“. Humorig zitierte er aus diversen mehr oder minder passenden Rechtstexten, um zu dem Fazit zu gelangen: Eine Verurteilung zu „lebenslangem regelmäßigem Müßiggang, nicht unter acht Stunden täglich“ sei auszusprechen. Wer könnte da Einspruch einlegen? Ilona Wanke verabschiedete sich mit einem Wunsch: „Ihr Lieben, bewahrt euch die Menschlichkeit, achtet weiter auf euch und auf andere!“
Wenn der Schulleiter anschließend vom „Yin und Yang“ der Höheren Handelsschule sprach, wusste jeder sofort, wer gemeint war: das langjährige Leitungsduo Karsten Schröer und Anne Sarrazin. Sarrazins beruflicher Weg an den Kaufmännischen Schulen sei, so Raue, durch „Beständigkeit, Klarheit und Tiefe“ geprägt gewesen: Nach Studium und Referendariat in Münster wurde sie 1994 an den Kaufmännischen Schulen eingestellt und arbeitete dort mehr als drei Jahrzehnte „vielseitig einsetzbar“ in der Fachoberschule, bei den pharmazeutisch-kaufmännischen Assistentinnen und Assistenten oder bei den Steuerfachangestellten. Als Englisch- und Französischlehrerin war sie maßgeblich am Aufbau von Schulpartnerschaften und Austauschprogrammen beteiligt, war Mitglied im Team, das das Wirtschaftsgymnasium einrichtete, und engagierte sich in der Schulentwicklungsarbeit. Ihre berufliche Heimat habe sie jedoch in der Höheren Handelsschule gefunden, wo sie weit mehr als einfach nur Lehrerin war: „Sie war die zweite Hand hinter der Bildungsgangleitung, diejenige, die organisierte, strukturierte, mitdachte“, so Raue. Christian Sondermann fand für sie ebenfalls passende Worte und würdigte ihren unermüdlichen Einsatz. „Ich vermute, Du wirst mit einem ‚not bad‘ (als englisches Understatement für ‚ich hatte eine wundervolle Zeit‘) auf deine Dienstjahre hier zurückblicken“, sagte er. „Genieße das französische Savoir-vivre jetzt in vollen Zügen!“ Um dies möglich zu machen, füllten ihr die Fachkolleginnen und -kollegen eine persönliche „Wohlfühltasche“, nachdem sie vorher die „Schultasche“ von Rotstift, Lehrplänen und Klausurstapeln befreit hatten. Zu Tränen gerührt blickte Anne Sarrazin zurück auf prägende gemeinsame Schulmomente und dankte ihren Weggefährten für die Unterstützung und Wertschätzung.
Eines war allen klar: Bei der Verabschiedung von Karsten Schröer, seit 2010 Leiter der Höheren Handelsschule, würden die Physik und viel Musik eine große Rolle spielen. So war es dann auch: Nach einem Experiment zum Mitdenken griff Schröer zur Gitarre und präsentierte, nach einer Interpretation von ‚Stand by me‘, zusammen mit dem Kollegen Wolfgang Engels am Saxofon, anschließend zur Melodie des Reinhard Mey-Klassikers ‚Über den Wolken‘ ein selbstgetextetes „Schulstück“, das schnell zum Mitsingen animierte. „34 Jahre hier und 33 Jahre Musik für Abschlussfeiern und Gottesdienste – es war mir ein Vergnügen.“ Ein Vergnügen war es auch für die Lehrer-Schüler-Band, ergänzt durch die Fachschaft Religion, dem scheidenden Kollegen ein Ständchen zu bringen. Das Team der Höheren Handelsschule verabschiedete Schröer mit humorvoll-nachdenklichen Video-Clips.

Die Tätigkeit Schröers, so Raue, habe sich immer irgendwo „zwischen Naturwissenschaft und Glaube, Ratio und Haltung, Systematik und Musik“ abgespielt. Damit zielte er auf Schröers Unterrichtsfächer Physik und Religion ab, aber auch auf dessen unermüdlichen Einsatz in der Lehrer-Schüler-Band. Schröer habe immer dort gewirkt, „wo es wichtig war. Verlässlich, unaufgeregt, mit Überblick“. Auch Christian Sondermann sinnierte humorvoll über den „Experimentaltheologe“ und erinnerte an äußerst praktische Unterrichtsstunden Schröers, in denen „Bälle vom Dach geworfen wurden, um deren Beschleunigung berechnen zu lassen“.
Tenor der Kollegiums-Aussagen: Karsten Schröer sei nie schlecht gelaunt zur Schule gekommen und habe nie schlecht über andere gesprochen. Vielleicht kam der Schulleiter deswegen zu seinem Fazit: „Danke für deinen Ton, danke für deinen Takt.“ Und das war eben nicht nur auf die Musik bezogen…