Europa aus erster Hand: Der Besuch in Brüssel war für die Schüler-Lehrer-Delegation der Kaufmännischen Schulen ein ebenso informatives wie spannendes Erlebnis.
Was ist das bloß für eine Stadt, deren Wahrzeichen ein gerade einmal rund 60 Zentimeter hoher wasserlassender Knabe aus Bronze ist? Und der auch noch recht unscheinbar an einer Straßenecke steht. Und nur als Kopie eines beschädigten Originals daherkommt. Eine höchst interessante – wie die Schülerinnen und Schüler der Kaufmännischen Schulen bei ihrem Besuch in Brüssel schnell feststellen konnten. Denn die Hauptstadt des Königreiches Belgien mitten im Herzen Europas entpuppte sich für die Jahrgangsstufe 13 des Wirtschaftsgymnasiums, für die Großhandels- und Industriekaufleute „International“ sowie für die fünf mitreisenden Lehrkräfte als geschichtsträchtige Stadt, die eine Vielzahl von eindrucksvollen Bauwerken, Parkanlagen, Museen und kulturellen Angeboten für die Gäste aus Rheine bereithalten sollte. Ein Hauptziel der Fahrt zur politischen Bildung war natürlich das Europaviertel mit Sitz der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments.
Um sich mit der besonderen Atmosphäre Brüssels und seinen Sehenswürdigkeiten vertraut zu machen, stand zum Auftakt des dreitägigen Besuches eine digitale Stadtrallye auf dem Stundenplan, die Schülergruppen erkundeten eigenständig die Stadtviertel und entdeckten schnell die Börse – oder eben das oben beschriebene Wahrzeichen.
Der zweite Tag hatte es dann wahrlich in sich und begann mit einem Besuch der Europäischen Kommission. Ulrich Trautmann, Senior Trade Expert bei der Generaldirektion Handel, stellte die Arbeit der Kommission, auch im Verhältnis zu den anderen europäischen Institutionen, vor. Kleines Detail am Rande: Dieser Mann spricht acht Sprachen fließend – und gehört damit in Brüssel eher zu den weniger sprachgewandten.
Wer von den Schülerinnen und Schülern noch intensiv über das gerade Gehörte zur EU-Kommission nachdachte, musste seine Gedanken schnell neu sortieren. Als weiterer Gesprächspartner wartete bereits Dr. Markus Pieper, CDU-Europaabgeordneter für den Kreis Steinfurt, auf die Delegation aus Rheine. Er stellte sich den durchaus kritischen Fragen der Schülergruppe, etwa zur Energiepolitik, plädierte für Technologie-Offenheit und forderte in einer den Schülerinnen und Schülern zugewandten Art einen gewissen Optimismus bei der Bekämpfung „unserer aktuellen Probleme“ ein.
Ein Besuch des Hauses der Europäischen Geschichte sorgte für eine Vielzahl weitere Eindrücke und Erkenntnisse. Auf den Führungen in Kleingruppen war Zeit, in die Geschichte der Europäischen Union von der Gründung bis zur Gegenwart einzutauchen. In den Fokus rückte dabei der schwierige Einigungsprozess vor dem Hintergrund des Ost-West-Konfliktes. Trotz der vielen neuen Informationen, die an diesem Tag auf die Schülerinnen und Schüler einstürmten, zeigten sie sich sehr interessiert und stellten ihr intellektuelles Durchhaltevermögen unter Beweis.
Als krönender Abschluss am dritten Besuchstag in Brüssel stellte sich die Fahrt zum Museum „Autoworld“ heraus. In einer Sonderausstellung zogen unter anderem seltene Modelle und Studien der deutschen Sportwagen-Schmiede Porsche die Blicke auf sich. Schnell war klar: die Porsche-Parade war für Schülerinnen und Schüler gleichermaßen ein Highlight.
Am Ende der Europa-Tour nach und durch Brüssel fiel das Fazit der Schüler-Lehrer-Gruppe durchweg positiv aus. Sie zeigte einmal mehr die Wichtigkeit des europäischen Gedankens auf vielen Ebenen auf – dies ist auf der Fahrt allen sehr deutlich geworden. Und: Dass Brüssel eine höchst vielfältige Stadt ist und mehr als ein schmales Wahrzeichen wie das Manneken Piss hat, zeigt die Skulptur „Einheit in Frieden“, von sehbehinderten Kindern als Geschenk an die Europäische Kommission gestaltet. Sie ist fünf Meter hoch und wiegt fast 800 Kilogramm. Und sie ist aktueller denn je…