Dass Auschwitz nicht noch einmal geschehe, sei oberste Aufgabe aller Erziehung, schrieb der Philosoph Theodor W. Adorno im Jahre 1966. In diesem Geiste machten sich drei Lehrkräfte der Kaufmännischen Schulen Rheine erneut mit 25 Schülerinnen und Schülern auf den Weg nach Oświęcim, wie Auschwitz heute wieder mit polnischem Namen heißt. Die Besuche der ehemaligen Konzentrations- und Vernich­tungs­­lager in Auschwitz und Birkenau sollten die zentralen Programmpunkte der sechstägigen Studienreise sein. An die Hand genommen wurde die Schülergruppe dort von einer jungen polnischen Historikerin, die ihnen kenntnisreich das Ausmaß und die industrielle Systematik der national­sozialistischen Verbrechen vor Augen führte. Zahlreiche kleine Geschichten von individuellen Schicksalen sorgten dafür, dass die Menschen, die damals zum Opfer wurden, nicht hinter den abstrakten Zahlen verschwanden. Vor den vielen Fotos, teilweise von den Tätern selbst aufgenommen, standen die Schülerinnen und Schülern den Opfern scheinbar Auge in Auge gegenüber: Sprach­losigkeit, Fragen und Unverständnis wechselten einander ab.

Auch in Krakau, dem zweiten Ziel der Reise, begab sich die Gruppe auf Spurensuche – zunächst im Kazimierz, dem historischen jüdischen Viertel. Vor dem Holocaust lebten hier 65.000 Juden, heute sind es noch ein paar Hundert. In einer der sieben noch existierenden Synagogen ergab sich dennoch im Rahmen der Stadtführung die faszinierende Gelegenheit, einer Gruppe orthodoxer Juden beim Gebet zuzuhören – Gelegenheit, einen kleinen Einblick in eine den meisten Teilnehmern unbekannte Welt zu gewinnen.

Nach dem Besuch des Schindler-Museums stand schließlich schon wieder die Rückreise an. Wie auf der Hinfahrt mussten sich alle für eine Nacht mit einem Platz im Bus arrangieren. Dass es bequemer geht, ist sicher. Angesichts der Eindrücke der vergangenen Tage, denen viele in Gedanken noch nachhingen, war das jedoch nicht weiter erwähnenswert.