„Pioniere“. Der Begriff fällt nun schon zum dritten Mal. Schnelle Suche nach einem Synonym: „Wegbereiter“ oder „Bahnbrecher“ sind die Wortalternativen. Sie stehen für Menschen, die Neuland betreten in einem Forschungsgebiet, im gesellschaftlichen Bereich oder in der persönlichen Entwicklung. Passt. Denn in dieser Beschreibung dürften sich Isabella Promehl, Jule Nieweler und Marie Land sofort wiederfinden. Gegen Ende dieses Jahres werden die drei Schülerinnen der Kaufmännischen Schulen ins nordafrikanische Marokko reisen und dort im Berufsbildungszentrum in Beni Millal ihre Kenntnisse als angehende medizinische Fachangestellte erweitern. Land und Leute kennenlernen, sich sprachlich und persönlich weiterentwickeln, das sind weitere Ziele ihrer Reise. Das Trio betritt damit tatsächlich schulisches Neuland. Denn erst vor wenigen Tagen haben die Kaufmännischen Schulen und die Renaissance Academy Rabat eine Absichtserklärung für eine Schulkooperation unterzeichnet. Für Schulleiter Tobias Raue war dies „ein ganz wunderbarer Termin“. Neben Raue unterzeichnete Elke Pruß, Projektmanagerin der Academy, den Vertrag.
Der Schulleiter hofft, dass der Besuch der Schülerinnen der Auftakt für eine feste Schulpartnerschaft sein wird: „Denn wir können in Sachen Berufsbildung von Marokko vieles lernen.“ Und er weiß, wovon er spricht. Im Februar war er gemeinsam mit seinem Kollegen Marcus Maassen (Koordinator Europaschule) in Afrika zu Gast, um dort das Bildungswesen unter die Lupe zu nehmen. „Hingefahren sind wir mit der Einstellung, den Marokkanern vielleicht ein wenig unter die Arme greifen zu können. Zurückgekommen sind wir mit der Erkenntnis, dass wir uns dort durchaus die ein oder andere Scheibe abschneiden können“, sagt Raue. Nach drei ereignisreichen Tagen stand für die beiden Besucher aus Rheine fest: Eine Schulpartnerschaft wird sich für beide Seiten lohnen. „Alles passte, die Chemie stimmte. Es ist ein wunderbares Land, darauf können Sie sich wirklich freuen“, sagt Raue zu den drei Schülerinnen. „Die Menschen dort habe ich als tolerant, offen, humorvoll und pragmatisch kennengelernt“, rühmt er die Gastfreundschaft der Marokkaner.
Der Schulleiter sieht das Trio als Wegbereiter für künftige Schülerinnen und Schüler, als Botschafter der Kaufmännischen Schulen und des Bildungsganges der Medizinischen Fachangestellten. Und Marcus Maassen lobt die drei Schülerinnen für ihren Mut und die Praxen (Marie Land: ÜBAG Möhlenkamp/ Rehkämper/ Winter; Fachärzte für Innere und Allgemeinmedizin; Jule Nieweler (Praxis Dr. Doumat/ Fischer/ Fruhner; Fachärzte für Allgemeinmedizin und Isabella Promehl (Mathias-Stiftung, Mathias-Spital) für ihre Offenheit dem neuen Schul-Projekt gegenüber. „Das ist echter Pionier-Spirit.“
Elke Pruß berichtet, dass der Besuchs-Zeitraum im November oder Dezember gut gewählt ist. „Jetzt haben wir dort so um die 50 Grad, das ist schon gewöhnungsbedürftig.“ Mit den Menschen komme man sehr schnell in Kontakt: „Das geht notfalls mit Händen und Füßen, oft auch mit Englisch. Das ist unkompliziert.“ Sie rät den Pionierinnen Tagebuch zu schreiben und festzuhalten, was sie erleben. „Dann können auch andere später eure Erlebnisse nachvollziehen.“ Pionier-Tagebuch, keine schlechte Idee. Die Drei nicken.
Wenn Pioniere ihre Wege häufig auch allein suchen, die Kaufmännischen Schulen möchten die Schülerinnen auf ihrem mehrwöchigen Afrika-Trip doch nicht auf sich gestellt lassen. Katharina Kösters als Bildungsgangleiterin der Medizinischen Fachangestellten und Sarah Baumann als Französischlehrerin werden ebenfalls mit an Bord sein und die Schülerinnen unterstützen. „Wir sind schon sehr gespannt, was uns auf dieser Reise erwartet“, sagt Kösters. „Wir freuen uns darauf.“
Einen Vorgeschmack bekommen Schüler- und Lehrerinnen dann unvermittelt durch Elke Pruß: In einer kleinen Holzkiste hat sie marokkotypische Utensilien mitgebracht: Tee und Gewürze, Handwaschmittel und Münzen, Tücher und Schmuck. Ein erster kurzer Kontakt mit dem noch unbekannten Land lässt auf intensive persönliche Erlebnisse hoffen und weckt in allen – natürlich – den Pioniergeist.


