Kein Zweifel: Die Kontakte halten auch dann noch, wenn schon wieder die Irische See und der Ärmelkanal zwischen Gast und Gastgeberin liegen. „Die Mutter von Joseph hat mich vor zwei Tagen noch per whatsapp angeschrieben und gefragt, wie es mir so geht“, erzählt Vialina. Und man sieht es ihr an, dass sie sich darüber freut. Vialina ist eine von 17 Schülerinnen und Schülern aus der Jahrgangsstufe 12 des Wirtschaftsgymnasiums der Kaufmännischen Schulen, die von Mitte März an vier Wochen lang die irische Gastfreundschaft in Dublin genossen haben. Und in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen erkunden konnten, wie die Iren arbeiten. Für dieses Auslandspraktikum, gefördert im Rahmen des Erasmus+-Programms, bekamen sie jetzt von der stellvertretenden Schulleiterin Elke Simon den „Europass Mobilitiy“ überreicht. Mit diesem Dokument erkennt die Europäische Kommission berufliche, interkulturelle und fremdsprachliche Erfahrungen im Ausland offiziell an. Zusätzlich gab es von der Schule das Zertifikat „Internationale berufliche Mobilität“.
Das passt: „Lernen in Europa“, das war für 17 Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe 12 des Wirtschaftsgymnasiums während ihres Aufenthaltes in Irland nicht nur ein Slogan, sondern Realität.
Um hautnah die irische Mentalität kennenzulernen, waren die Gäste aus Rheine zu zweit oder dritt in den Familien untergebracht. „Joseph als Sohn des Hauses hat uns zunächst mal gezeigt, wie man mit dem Bus zur Arbeit kommt“, verdeutlicht Vialina das Rundum-Sorglos-Betreuungspaket in ihrer Familie. „Und er hat uns natürlich auch das Nachtleben gezeigt“, setzt sie lächelnd hinzu. War ja klar. Aber warum auch nicht, das gehört schließlich – da sind sich alle einig- zum Kennenlernen der irischen Mentalität ebenso dazu.
Die sich laut der angehenden Abiturienten durchaus von der deutschen unterscheidet. „Die Iren sind sehr freundlich“, sagt Nils und bezieht das sowohl auf seine Gastfamilie als auch auf das Unternehmen, in dem er tätig war. „Und sie sind sehr offen“, ergänzen viele der Schüler:innen spontan. „Die stehen irgendwie nicht so unter Stress“, meint Victoria, der die im Vergleich zu Deutschland kleineren Häuser in Erinnerung geblieben sind. „Auf engerem Raum leben sie trotzdem entspannt und haben ihre Privatsphäre noch mit uns geteilt.“
Die Iren setzen dabei auf das Vertrauen in ihre Mitmenschen – auch wenn sie Gäste sind. „Wir haben relativ schnell nicht nur den Schlüssel für die Wohnung, sondern auch für den Betrieb bekommen“, ergänzt Victoria. Diese Erfahrung haben auch viele der anderen gemacht. „Das können Sie ruhig in einem Bewerbungsgespräch erwähnen, das beweist ja, dass Sie als sehr vertrauenswürdig eingeschätzt worden sind“, sagt Doris Heymer, die gemeinsam mit Sarah Baumann die Irland-Reisenden betreut hat. Im Vorfeld hatte Lehrer-Kollege Marcus Maasen in einem Differenzierungskurs „Eurovisions“ europa- und landeskundlich auf den Besuch der grünen Insel vorbereitet.
Und diesen Besuch würde Hanna auch anderen empfehlen: „Man wird offener, traut sich mehr zu und muss vieles selbst managen. Es war eine schöne Zeit, ich würde es noch einmal machen“, lautet ihr positives Irland-Fazit. Und neben dem Kennenlernen ganz unterschiedlicher Unternehmen und dem Verbessern der englischen Sprache war für Tom das Entdecken einer neuen Kultur sehr spannend.
Der Lohn für den Blick über den deutschen Tellerrand in Richtung irische Insel sind die beiden Zertifikate, „die sich in Ihren Bewerbungen natürlich sehr gut machen“, stellt Elke Simon die Bedeutung heraus. „Das ist schon einen großen Applaus wert.“ Der schallte zwar nicht über den Ärmelkanal – aber er ist sicher ein Thema, wenn sich Vialina wieder mit ihrer Gastmutter in Irland per whatsapp unterhält…
Folgende Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe 12, die vom ehemaligen Lehrer Ildefons Kirfel begleitet wurden, bekamen den Europass und das Zertifikat „Internationale berufliche Mobilität: Victoria Barreira, Nils Böcker, Sonja Brüggemann, Julia Drop, Deniz Erb, Jamal Koussaybani, Bjarne Littkemann, Hanna Pawlowska, Till Rettig, Tom Rohe, Anna Maria Roß, Julian Schäfers, Vialina Schlegel, Ina Silies, Patricia Stoica, Catarina Stryi, Gina Wesselmann.