Anzüge in gedeckten Farben, kombiniert mit Krawatte oder Fliege, farbenfrohe Blazer, Blusen oder elegante Cocktailkleider sucht man in der Aula der Kaufmännischen Schulen Rheine an normalen Schultagen wohl vergeblich. Wenn sie dennoch das Bild prägen, wenn auf die Zukunft junger Menschen angestoßen wird und wenn ihre besonderen Leistungen hervorgehoben werden, dann ist klar: Es kann sich unmöglich um einen normalen Schultag handeln – es ist der letzte Tag, den die Abiturientinnen und Abiturienten in „ihrer“ Schule verbringen, es ist ihre Entlassfeier.  

Den Absolventinnen und Absolventen des Wirtschaftsgymnasiums ist an diesem Tag die Erleichterung anzumerken: Nicht nur darüber, dass sie drei Jahre in der gymnasialen Oberstufe, die schriftlichen Prüfungen und das mündliche Abitur erfolgreich hinter sich gebracht haben. Sondern auch darüber, dass sie in diesem festlichen Rahmen, in Begleitung ihrer Eltern, Geschwister, Freundinnen und Freunde, Lehrerinnen und Lehrer feiern können. Ihre Schulzeit an den Kaufmännischen Schulen sei schließlich, so berichten Koray Peschke und Max Asche als Vertreter der Abschlussjahrganges, von Homeschooling, Kontaktbeschränkungen, Hygiene- und Lüftungskonzepten geprägt gewesen. Rückblickend, so bekommt man den Eindruck, können die Abiturientinnen und Abiturienten einige dieser Erfahrungen bereits mit Humor betrachten – sei es das Pyjama-Outfit, mit dem einige von ihnen am digitalen Unterricht teilgenommen hätten, die Digitalisierung des Unterrichtsalltages, welche nur „ein paar digitale Querdenker mit Zettel und Stift“ zurückgelassen habe oder das Mitbringen von „Decken, Mänteln und Heißgetränken zur Schule“, um die winterlichen Lüftungsphasen zu überstehen. Auch dass die Eltern während der Phasen des Homeschoolings oder der Abi-Vorbereitungen manchmal (gezwungenermaßen) räumlich etwas näher mit ihrem Nachwuchs zusammenrücken mussten, sorgt für Lacher. Andrea Altevolmer, die als Vertreterin der Elternschaft spricht, macht aber auch deutlich: „Wir haben mit euch gelitten und wir haben uns mit euch gefreut. Weil wir als euer doppelter Boden immer für euch da waren und sind.“  

Erleichtert seien die Abiturientinnen und Abiturienten laut Koray Peschke und Max Asche auch darüber, dass es kurz vor Beginn der Prüfungen noch die Möglichkeit für eine Abschlussfahrt nach Berlin gab. Getreu ihres Abschlussmottos „Bacabi – Endlich rum“, sei es dort darum gegangen, das richtige Maß an (Kneipen-) Kultur zu finden und noch einmal „als Abiturjahrgang 2022 zusammenzuwachsen, aber auch zusammen zu wachsen“. 

Apropos Abimotto: Dieses bewegt Schulleiter Ralf König zu einer humorigen Rede darüber, wie er dieses „eindeutig zweideutige“ Motto habe genehmigen können, schließlich so betont er, sei Alkohol in der Schule ein absolutes No-Go und die Kaufmännischen Schulen „eine äußerst seriöse Schule. Wir bereiten unsere Abiturientinnen und Abiturienten auf ein Leben in der Wirtschaft vor.“ 

Dass diese Vorbereitungen – trotz eines zweideutigen Abimottos – recht erfolgreich waren, beweist er dann direkt im Anschluss: Insgesamt 84 Abiturzeugnisse werden an ihre strahlenden Besitzerinnen und Besitzer überreicht. Als Jahrgangsbeste erhalten Emilie Roß und Thilo Kestermann besondere Glückwünsche zur ihrer Abschlussnote von 1,1. Zusammen mit ihnen werden noch 22 weitere Schülerinnen und Schüler für ihre herausragenden Noten ausgezeichnet: Mathis Focks (1,2), Hanna Arns, Micha Hönes (1,3), Maxim Berndt, Rosalie Helling, Hannah Holle, Björn Klümper, Anneke Koke, Sophie Linnenbaum (1,5), Maya Brüggemann, Klara Farwick, Eileen Hegemann, Lennart Herding, Malina Heuermann, Franka Knüver, Alina Kues, Nick Lammerskitten, Steffen Michel, Luis Middelhoff, Max Müther, Sina Piepel und Merle Rittscher (1,6 bis 1,9).  

Auch besondere Leistungen im Fach Physik (Lina Ahlers und Thilo Kestermann) sowie im Bereich der Fremdsprachen werden gewürdigt, bevor die Abiturientinnen und Abiturienten auf ihre Erfolge anstoßen können. Und spätestens, als Klassenräume zu Umkleidekabinen umfunktioniert werden und schließlich Ball- und Abendkleider in die sonst so nüchterne Schulaula Einzug halten, wird klar, dass damit erst der offizielle Teil der Verabschiedung beendet ist. Ausgelassen, voller Erleichterung, Hoffnung und Glück machen sich die Absolventinnen und Absolventen mit ihren Gästen auf den Weg zum sich anschließenden Abschlussball und damit in eine lange Partynacht.