Tafel und Kreide – lange Zeit galten sie als Inbegriff des Schulalltags. Auch an den Kaufmännischen Schulen Rheine gibt es noch Tafeln und Kreide. Man muss aber eine Weile suchen, bis man sie findet: Die Kreide fristet ein Schattendasein im Sekretariat der Schule – sicher verstaut in einem Karton bei anderen Schreibutensilien und „kaum noch genutzt“, so Schulsekretärin Ulrike Schulte-Austum. Wozu auch? Die meisten Tafeln sind demontiert, nur in wenigen Räumen hängen sie noch an der Wand. „Wir nähern uns in großen Schritten der Vollausstattung mit digitalen, internetfähigen Smartboards“, erklärt Lehrer Karsten Holl, der diesen Prozess organisatorisch begleitet.

Tafel und Kreide – sie sind in den Hintergrund getreten und haben Platz gemacht für mehr Digitalität an den Kaufmännischen Schulen: Die Schülerinnen und Schüler arbeiten an Laptops und PCs, in einigen Klassen bereits ausschließlich, in anderen ergänzend zu analogen Materialien. „In den vergangenen Jahren hat sich unsere Schule – und damit auch der Unterricht – rasend schnell verändert“, berichtet Tobias Raue, zuständiger Abteilungsleiter für den Bereich Medien an den Kaufmännischen Schulen. Bereits vor Corona und dem damit einhergehenden Onlineunterricht habe die Transformation begonnen, die Pandemie habe die Entwicklung noch beschleunigt.

Wie gut sie umgesetzt wird, macht nun eine Auszeichnung deutlich, die die Kaufmännischen Schulen erhalten haben: Zusammen mit 70 weiteren Schulen im Land wurden sie von der zuständigen Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller und vom Geschäftsführer und Vorstand der Nationalen Initiative ‚MINT Zukunft schaffen!‘, Harald Fisch, als ‚Digitale Schule in NRW‘ ausgezeichnet.

Mit diesem Qualitätssiegel, welches während einer Onlineveranstaltung verliehen wurde und drei Jahre gültig ist, wolle man Schulleitungen und Lehrkräfte bestärken, die herausragende und zeitgemäße Lernangebote in einer digitalisierten Welt böten. Den Schülerinnen und Schüler werde damit die Chance geboten, ihre Fähigkeiten in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) auszubauen und für ihre berufliche Karriere zu nutzen.

Für die Schulleitung und das Kollegium der Kaufmännischen Schulen sei die Auszeichnung eine Bestätigung dafür, dass der eingeschlagene Weg richtig sei, so Schulleiter Ralf König. Und eine Anerkennung der bislang geleisteten Arbeit an einer Schule im Wandel: „Viele Einzelpersonen und Arbeitsgruppen arbeiten kontinuierlich an einer Weiterentwicklung des Unterrichts, an der Verbesserung von analogen und digitalen Methoden, Strukturen und didaktischen Ansätzen. Gleichzeitig unterstützt uns der Kreis Steinfurt als Schulträger mit der Finanzierung der technischen Ausstattung. Ohne das wäre eine Auszeichnung als ‚Digitale Schule‘ nicht denkbar.“

Er sieht die Ehrung zudem als Ansporn für die Weiterarbeit: „Im Leitbild unserer Schule setzen wir uns selbst das Ziel eines Unterrichts, ‚der sich an Zukunft misst‘ – egal ob analog oder digital. Wir werden also auch weiterhin offen gegenüber Veränderungen sein.“ Und schließlich gehe es spätestens in drei Jahren um eine Rezertifizierung als ‚Digitale Schule‘: „Ab jetzt arbeiten wir an der Titelverteidigung.”