Stöbern macht hier Spaß: Während drei Schülerinnen sofort die Vitrine mit dem filigran gefertigten Schmuck aus Mexiko unter die modische Lupe nehmen, fühlen sich andere Schüler im Wellness-Bereich mit höchst unterschiedlichen Seifen, Cremes und Ölen pudelwohl. Darf es Tee oder Kaffee sein, dazu Gebäck? Alles da. In vielen Geschmacksrichtungen. Oder doch lieber der farbenfrohe, umweltgerecht aus Bambus gefertigte Trinkbecher mit Deckel? Witzig-kunterbunte Idee: Ein Aufsteller mit der Aufschrift „Love“ als Eyecatcher für die Anrichte. Komplett hergestellt aus alten Prospekten. Hat garantiert nicht jeder. „Die Menschen lassen sich schon etwas einfallen, wenn sie überleben wollen“, erinnert Manfred Niemann, ehrenamtlicher Mitarbeiter, daran, dass die Shopping-tour der Schülerinnen und Schüler aus der Höheren Handelsschule gleichzeitig Unterricht ist. Direkt vor Ort, im neugestalteten Weltladen in Rheines guter Stube am Marktplatz, informiert sich die Schülergruppe über den fairen Handel.

Im Projektunterricht mit Fachlehrer Dieter Tebbe haben sich die Schülerinnen und Schüler der Kaufmännischen Schulen mit dem auch heute noch aktuellen Problem der ausbeuterischen Kinderarbeit beschäftigt und den Ursachen und Folgen für die betroffenen Kinder nachgespürt. Jetzt recherchiert die Gruppe, welche Initiativen sich für den fairen Handel stark machen, welche Siegel glaubwürdig sind und wie man selber Produkte ohne Kinderarbeit erkennt und guten Gewissens kaufen kann.

Da lag es nahe, den Weltladen in seiner neuen Umgebung zu besuchen und sich über fair gehandelte Produkte mit dem GEPA-Zeichen zu informieren. Ziel ist es, die Bauern oder Handwerker fair zu bezahlen, so dass diese von ihrer Arbeit auch menschenwürdig leben können. Dazu gehören gute Arbeitsbedingungen – ebenso wie das Vermeiden von ausbeuterischer Kinderarbeit. „Wenn wir den Menschen für ihre Produkte genug zahlen, können sie die Kinder statt aufs Feld in die Schule schicken“, stellt Niemann heraus. Denn Bildung, das sei das A und O für ein Kind. Nur mit den in der Schule erworbenen Fähigkeiten könne es die Zukunft selber planen und den Lebensunterhalt unabhängig bestreiten. Fairer Handel sorge durch besseren Verdienst der Eltern auch für größere Chancen der Kinder. Daneben, so zeigt Niemann eine weitere Möglichkeit auf, sei die Unterstützung eines Patenkindes von Deutschland aus keine kostspielige Angelegenheit: „Mit nur einem Euro am Tag, könnten wir hier dafür sorgen, dass ein Kind in die Schule gehen kann.“

Die Projektgruppe erfährt, dass die Erzeuger oft eine Vorauszahlung bekommen und damit finanzielle Sicherheit haben. Langfristige Geschäfts-Beziehungen stärken das Vertrauen und bringe wirtschaftliche Sicherheit. Neu für viele der Schülerinnen und Schüler sind die Informationen, dass fast 80 Prozent der Produkte aus geprüft ökologischem Anbau stammen und der Gentechnik eine klare Absage erteilt wird. Verwendet werden stattdessen ausschließlich Bio- und natürliche Aromen. Mensch und Umwelt sollen gleichermaßen geschützt werden.

2018 gab jeder Deutsche im Durchschnitt übrigens 20,50 Euro für fair gehandelte Waren aus. „Das sind etwas mehr als zwei Prozent des Gesamtaufkommens“, sagt Niemann. Da ist noch Luft nach oben, finden die Schülerinnen und Schüler und hoffen, dass der neue Standort auch mehr Käufer anzieht.