Erd- und Feuerbestattung? Selbstverständlich bekannt. Letzte Ruhestätte in einem Friedwald? Erfährt immer mehr Zustimmung. Verarbeitung der Asche zu einem Diamanten? Außergewöhnlich, aber schon mal gehört. Nur: Gefriertrocknen? Simone Wösting erklärt, wie diese noch wenig bekannte Form der Bestattung funktioniert: „Der Verstorbene wird in einem Stickstoffbad bei Minus 196 Grad schockgefrostet. Danach ist der Körper so spröde, dass er auf einer Art Rüttelplatte zerspringt.“ Das Granulat könne dann in eine kompostierbare Urne gefüllt und bestattet werden. „Weil beides in Humus umgewandelt wird, ist die Asche sogar als Dünger für ein Bäumchen geeignet, welches dauerhaft an den Verstorbenen erinnert“, sagt die Bestatterin. Diese Methode ist in Deutschland aber noch nicht erlaubt. Simone Wösting arbeitet im Bestattungsunternehmen Hopster und ist zu Gast an den Kaufmännischen Schulen.

Die Schülerinnen und Schüler der KBMO1 (Oberstufe der Kaufleute für Büromanagement) hatten sich in den vergangenen Wochen im Religionsunterricht mit dem Thema Tod beschäftigt und zum Abschluss die Bestatterin eingeladen.

Das Herrichten der Verstorbenen, so erfährt die Klasse, mache nur einen kleinen Teil der Arbeit aus: „Viel intensiver ist der Kontakt mit den Hinterbliebenen, der bis zu sechs Wochen dauern kann.“ Von der Beratung zur Bestattungsart über den Blumenschmuck in der Kirche und die Traueranzeige in der Zeitung bis hin zum Kontakt mit Kranken- und Rentenversicherung reicht der umfangreiche Aufgaben-Katalog der Bestatterin. Zur Erleichterung der Angehörigen, die sich ganz auf die Trauer und das Abschiednehmen konzentrieren können.
Aber wissen wollen die Schülerinnen und Schüler sowie Fachlehrer Dieter Tebbe natürlich, wie das ist, wenn man einen Verstorbenen anfassen, anziehen und für eine Beerdigung vorbereiten muss. „Das bereitet mir keine Probleme, das ist für mich ein ganz normaler Vorgang, der dadurch erleichtert wird, dass ich die Person nicht kenne.“ Und schließlich habe sie sich nach einem Praktikum ganz bewusst für die Ausbildung in diesem Beruf entschieden und eine Bestatterschule in der Nähe von Köln besucht, eine von dreien in Deutschland.
Mit dem Thema Tod wird sie täglich auf ganz unterschiedliche Weise konfrontiert: Personen, die einen Unfall hatten und der Leichnam verletzt oder verstümmelt ist. Menschen, die sich selber das Leben genommen haben. Auch Opfer von Gewaltverbrechen musste sie schon in die Gerichtsmedizin überführen. Emotionaler Abstand tut not. Das gelingt ihr meistens sehr gut. Simone Wösting gibt aber zu, dass dieser Abstand für sie schwer einzuhalten ist, wenn Kinder gestorben sind: „Dann kann ich mich nicht in die Routine retten, das nimmt einen dann schon mit.“
Simone Wösting hat jede Menge Anschauungsmaterial mitgebracht, präsentiert einen Katalog mit Fotos von Särgen. Die Schüler und Schülerinnen erfahren, dass die Preisspanne zwischen 850 und knapp 3000 Euro liegt. Der Sarg für die Feuerbestattung ist dagegen etwas günstiger. Apropos Feuer. Was geschieht eigentlich mit künstlichen Gelenken, die nicht verbrennen? „Die werden gesammelt und vom Krematorium veräußert, das Geld wird für einen guten Zweck gespendet“, weiß Wösting auch auf diese Frage eine Antwort.
Eine echte, leere Urne zu Anschauungszwecken weckt das besondere Interesse, verwundert ist die Klasse über das hohe Gewicht. Die nächste Frage liegt nahe: Was wiegt eigentlich die Asche eines Menschen? Das sei natürlich je nach Verstorbenem ganz unterschiedlich, zwischen 2,5 und 6 Kilogramm. „Man sagt, dass die Asche das gleiche Gewicht hat wie der Mensch bei der Geburt“, präsentiert Wösting eine überraschende Rechnung. Und, so die vorsichtige Frage eines Fußballfans, könnte eine Urne auch in den Farben des Lieblings-Fußballvereins lackiert sein. Kein Problem, meint Wösting. „Sie könnten auch einen Sarg selber bemalen. Überhaupt ist zu beobachten, dass der Wunsch nach einer ganz persönlichen Trauerfeier zunimmt, viele möchten auch im Tod die Individualität bewahren. Und legen den Ablauf der Zeremonie selber schon zu Lebzeiten fest.“
Die Klasse erfährt in dieser ungewöhnlichen Doppelstunde, dass der Beruf des Bestatters doch facettenreicher ist als gedacht. Und dass auch Bestattungsunternehmen Kaufleute in der Verwaltung benötigen. Während einige noch darüber nachdenken, ob sie sich den Fingerabdruck eines Verstorbenen als Halskette umhängen würden, kommt eine letzte Frage: welche Form der Bestattung Simone Wösting für sich ausgesucht hat? „Ich habe mir schon oft Gedanken gemacht, möchte aber, dass meine Hinterbliebenen die Möglichkeit haben dies zu entscheiden.“