Da fährt einem beim Betreten des Schulhofes doch direkt der Schreck in die Glieder. Denn der Rettungswagen vor dem Haupteingang ist schon von Weitem zu sehen. Und verheißt auf den ersten Blick nichts Gutes. Was ist passiert? Unfall? Zusammenbruch? Erst beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass die Menschentraube rund um das signalrote Fahrzeug recht gelassen wirkt. Ebenso die Rettungssanitäter, die zwar intensiv erklären, aber irgendwie keinem helfen. Dann endlich macht es klick: Die Kaufmännischen Schulen laden zur Gesundheitswoche ein. Wie schon seit vielen Jahren so kurz vor den Sommerferien. Und der Rettungsdienst des Kreises Steinfurt stellt nicht nur den Beruf des Rettungssanitäters vor, er ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern auch, einen RTW von innen zu betrachten. Das Auto ist eine Woche lang der Blickfang auf dem Schulgelände.
Wer sich davon inspiriert fühlt, der kann gleich mal im Erste Hilfe-Raum testen, ob er die Herzdruck-Massage beherrscht. Die Lernpuppen, lediglich bestehend aus Kopf und Oberkörper, sind geduldig und verzeihen jeden Fehler. Aber im Falle eines Notfalles…? Während sie knieend mit den Händen die rhythmischen Druckbewegungen ausführen, wird den Schülerinnen und Schülern bewusst, wie wichtig Erste Hilfe ist. Und wie anstrengend sie sein kann. Übung macht hier den Lebensretter.
Im Raum daneben ist es dann einfacher. Hinsetzen, Finger ausstrecken, pieksen lassen. Die Mittelstufe der Medizinischen Fachangestellten an den Kaufmännischen Schulen messen den Blutzucker, aber auch Puls und Blutdruck. Individuelle Ergebnisse wurden umgehend mitgeteilt, Informationen dazu ebenso. Abgerundet wird der Schul-Check mit einem EKG. Sehr begehrt, wie die Schlange vor dem „Patientenzimmer“ zeigt. Angst vor Karies? Muss nicht sein. Die Unterstufe der Zahnmedizinischen Fachangestellten zeigt, wie die richtige Zahnputztechnik schützt und präventive Zahnpflege den ungeliebten Besuch beim Zahnarzt auf den Routinetermin einschränkt. Info-Wände und Anschauungs-Objekte hinterlassen einen intensiven Eindruck. Hier wurde kräftig für die Gesundheitswoche gearbeitet.
Nicht nur die Fachklassen der Schule gestalten den etwas anderen Unterricht mit: Unter die Haut geht das Angebot von Lehrer Martin Löffler. Er informiert über mögliche langfristige Gefahren von Tatoos. Um Halt bemüht sich derweil Kollege Steffen Knüwer. Rückenschmerzen sind oft ein quälendes Problem nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für jüngere. Stichwort: langes Sitzen in der Schule. Wie man mit kleinen Übungen effektiv den Schmerzen vorbeugt oder sie lindert, das zeigt der Sportlehrer unter dem Motto: Nicht nur zugucken, mitmachen.
Die Gesundheitswoche ist deshalb so vielfältig und abwechslungsreich, weil sie Treffpunkt ist für externe Einrichtungen und Unternehmen. So sind die angehenden Physiotherapeuten der Döpfer Schulen Rheine erneut mit dabei, führen mit abwechslungsreichen Übungen vor Augen, wie fit und beweglich man ist. Oder werden kann. Ebenso dabei: Die Akademie für Gesundheitsberufe des Mathias-Spitals. Kraft und Koordination sind u. a. bei der Plank-Challenge gefordert. Auch das Unternehmen apetito zeigt unter dem Motto „Den Tisch gemeinsam grüner denken!“ die Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung. VR-Brille aufgesetzt und los geht’s: Bei einem Flug durch die Produktion von apetito wurden die Fertigungsabläufe und Produktionschritte erklärt und für die Schüler:innen erfahrbar gemacht.
Körperlichen Einsatz fordert der Back Check. Das mobile Mess-System prüft die tatsächliche Muskelkraft an Bauch und Rücken. Dysbalancen fallen sofort auf, der Computer erkennt Fehlhaltungen und hilft so, Spätfolgen zu vermeiden. Die Techniker Krankenkasse bieten darüber hinaus den Energy-Bike-Simulator an. Macht erfahrbar wie lange es dauert, mit Muskelkraft ein Handy zu laden und führt allen ihren CO2-Abdruck vor Augen. Die AOK ist ebenfalls an Bord, mit dem „Lichtläufer“ lässt sich die Reaktions-Geschwindigkeit testen.
Ein gesunder Körper ist die eine, der gesunde Geist die andere Seite. Wie ein Rausch die Sinne trübt, demonstrieren die Alexianer St. Antonius aus Hörstel. Mit der Rauschbrille wird die Umgebung nur noch schemenhaft wahrgenommen. Psychische Probleme, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote sind ebenfalls Themen der Alexianer. Die Bauhaus-Apotheke schärft die Sinne für seelische und körperliche Medikamenten-Abhängigkeit. Glück und Zufriedenheit führen nie über eine Pillenschachtel, lautet die nachvollziehbare Losung. Dieses Angebot wird gut ergänzt durch die Drogenberatungsstelle Rheine, die sich vor allem an diejenigen wendet, die häufig „Dampf ablassen“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Wie gefährlich sind die Inhaltsstoffe von Zigaretten, Vapes und Joints? Antworten werden prompt und eindrucksvoll geliefert. Zum zweiten Mal hatten die Schüler:innen die Möglichkeit, einen zweitägigen Erste Hilfe Kurs, der von Lernen Leben retten geleitet wurde, zu absolvieren.
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Über 900 Schülerinnen und Schüler aus 50 Klassen haben die Angebote der Gesundheitswoche, die von Hilke Heidenreich, Verena Höfle und Verena Wartenberg organisiert wurde, besucht. Und das Feedback der Schüler:innen enthält ein dickes Kompliment für das Trio: Viele wünschen sich im kommenden Jahr noch mehr Zeit für die Aktionen, Vorträge und Infostände. Da hat wohl was gepasst. Übrigens: bei den Angeboten unangefochten auf Platz eins: der Rettungswagen des Kreises Steinfurt mit besonderem Lob für die freundliche Besatzung.

Einblicke: Die Schülerinnen und Schüler hatten im Rettungswagen viele Fragen an die Einsatzkräfte.

Schul-Check: Die Medizinischen Fachangestellten haben Blutzucker, Blutdruck und Puls im Blick. Sehr begehrt war auch das EKG.

Informationen mit „Biss“: Über intensive Zahnpflege und die richtige Putztechnik informierten die angehenden Zahnmedizinischen Fachangestellten.


