Goethe hat auch nicht immer Recht. Namen sind Schall und Rauch, lässt er seinen Faust ja bekanntlich sagen. Und trifft damit zumindest bei Ildefons Kirfel nicht unbedingt ins Schwarze. Der weiß aus seiner Anfangszeit als Lehrer unserer Schule nämlich Folgendes zu erzählen: Riesig gefreut habe er sich als junger Lehrer in Mainz über die Zusage der Schule aus dem Münsterland, angeboten wurde immerhin eine feste Stelle. Ein Lottogewinn zur damaligen Zeit. Schnell besorgte er sich eine Wohnung in Rheine. Doch mitten in der Einrichtungsphase erhielt er einen Brief mit der unmissverständlichen Absage: Wir wollen Sie doch nicht! Merkwürdig. Noch merkwürdiger war die Adresse auf dem Umschlag: Frau Ildefons Kirfel. Persönliche Vorstellung beim Schulleiter. Der empfing ihn mit dem Ausruf: Sie sind ja ein Mann! Flugs zerriss dieser den Brief – Kirfel war eingestellt. „So war das damals, bevorzugt wurden Männer in Vollzeit“, liefert er die Erklärung für die Namens-Posse. Heute völlig undenkbar. Der Stotter-Start war aber der Auftakt für eine lange Pädagogen-Karriere an den Kaufmännischen Schulen. Nach 35 Jahren geht Ildefons Kirfel in den Ruhestand. Diesen Schritt macht  auch Rainer Arentzen, der nur sechs Jahre später seine Lehrer-Tätigkeit in Rheine aufnahm.

Eigentlich gemein. Die sonst übliche Verabschiedung verdienter Kolleg*innen in großem Rahmen und mit anschließender (Abschieds-)Feier fällt aus. Stattdessen ein kleiner, aber nicht minder gefühlvoller Schlussakt in würdigem Rahmen. Zuprosten geht dann doch. Viele gute Wünsche und Geschenke der Fachschaften begleiten die Neu-Pensionäre in den Ruhestand. Und gute Worte.

Die Zeit Kirfels an der Schule beschreibt Schulleiter Ralf König als „Ära“. Denn er sei für fast jeden Bildungsgang zuständig und als Studiendirektor mit seinem großen Engagement immer eine Stütze gewesen. „Für unsere Schule war das eine gute Zeit.“ König nennt den Ausbau des Englischunterrichts in der Berufsschule und die Abnahme des KMK-Sprachenzertifikates als weitere Einsatz-Beispiele. Christian Sondermann als Vorsitzender des Lehrerrates stellt ebenfalls die Flexibilität Ildes, wie ihn alle nennen, in den Vordergrund: „Wenn es darum ging, eine neue Aufgabe zu übernehmen, hast du nicht mit der Wimper gezuckt, sondern es einfach gemacht.“ Beeindruckt habe ihn noch etwas Anderes: „In all den Jahren, die ich dich kenne, bist du nie mit schlechter Laune in die Schule gekommen. Du hast immer eine Gelassenheit und Leichtigkeit mitgebracht, die mich heute noch beeindruckt.“

Er habe sich immer wohlgefühlt an den Kaufmännischen Schulen, sagt Kirfel. „Drei Chefs habe ich gehabt, es wurde immer besser.“ Er wünsche sich, dass nach den Sommerferien wieder mit vollbesetzten Klassen gestartet werden könne. „Wir müssen nah bei den Schülerinnen und Schülern sein, wir müssen uns direkt austauschen. Das ist wichtig. Und auch das Reiben ist notwendig.“  Ralf Köng überreicht die Entlassungs-Urkunde an Ildefons Kirfel und wünscht ihm für sein neues Hobby, dem Standup-Paddeln, jede Menge Standfestigkeit.

Als „Schwergewicht in der Höheren Handelsschule“ bezeichnet König seinen nun Ex-Kollegen Rainer Arentzen und verdeutlicht damit dessen unterrichtlichen Schwerpunkt. Dort unterrichtete er die Fächer Betriebswirtschaftslehre/Rechnungswesen, Volkswirtschaftslehre und Geschichte / Politik. Für das letztgenannte Fach zeichnete er viele Jahre als Fachschaftsvorsitzender verantwortlich. Eine Leidenschaft ist der Fußball. „Rainer und ich gehörten der einzigen Lehrermannschaft an, die jemals das schulinterne Fußballturnier gewinnen konnte“, schmunzelt König.

Als „kritischer Geist“ würdigt Christian Sondermann den scheidenden Kollegen. „Du hattest immer einen genauen, kritischen Blick auf Schule und hast die Entwicklung in den großen Rahmen der Bildungspolitik eingeordnet.“ Und ihm verdanke er als Vorsitzender des Lehrerrates den ein oder anderen Tipp, für den „ich mich heute bedanken möchte“.

Der Abschied falle ihm nicht leicht, meint Arentzen. Aber es gehe weiter, immer weiter, zitiert er Torwart-Legende Olli Kahn. „Die Schule war und ist ein Teil von mir.“ Vor dem Hintergrund des digitalen Lernens plädiert Arentzen dafür, „immer den Mensch im Mittelpunkt zu sehen, das ist eine große Aufgabe.“ Für die Kollegin*en hat er am Ende einen Tipp: „Zeigt Leidenschaft für unsere Schule, es lohnt sich.“

Ein ganz besonderes Geschenk für die Dritte im Bunde hat Schulleiter König parat: einen Uralt-Halter für den Unterkiefer. Gefunden irgendwo in den weiten Medizin-Fachräumen der Schule. Stammt wohl aus den 50-er Jahren. Damit arbeitet Dr. Susann Halstrup schon lange nicht mehr – nicht in der Schule, nicht in der Praxis. Seit 1991, so berichtet König, habe Dr. Halstrup die Fächer Leistungsabrechnung und Zahnmedizinische Assistenz unterrichtet und somit zur erfolgreichen fachlichen Ausbildung von einer Vielzahl von Auszubildenden beigetragen. „Ihr fachlicher Background ist unseren Schüler*innen sehr zugute gekommen.“ Christian Sondermann stellt besonders die Doppelbelastung Schule und Praxis heraus. „Ihr Engagement zu Gunsten der angehenden zahnmedizinischen Fachangestellten ist sicher nicht selbstverständlich.“

Sie habe die Schule immer als eine Abwechslung zur Tätigkeit in der Praxis empfungen, sagt Dr. Halstrup. „Es war eine schöne Zeit. Ich gehe mit einem lachenden, aber auch weinenden Auge.“ Sie bedankt sich bei den Kolleg*innen und vor allem bei den Damen des Sekretariates für die Unterstützung in all den Jahren.

Die Aufschrift auf der Geschenk-Verpackung, die Schulleiter Ralf König an Britta Menebröcker überreicht, könnte nicht treffender sein und drückt die Meinung des Kollegiums sehr gut aus: „Wir werden dich vermissen“. Nach 20 Jahren verlässt die Oberstudienrätin die Kaufmännischen Schulen, um am Arnold-Janssen-Gymnasium in Neuenkirchen eine neue berufliche Herausforderung zu suchen. Dass diese Trennung sehr schwer fällt, bringt Schulleiter König zum Ausdruck: „Wir verlieren nicht nur eine liebgewonnene und geschätzte Kollegin, sondern auch jemand, die sich federführend um die sozialen Medien und vor allem um die Homepage der Schule gekümmert hat.“ Ihr Abschiedsgeschenk sei sozusagen der neugestaltete Internetauftritt, der erst seit wenigen Tagen im Netz zu finden ist. Britta Menebröcker engagierte sich in der Fachschaft Deutsch vor allen in Theaterprojekten und hob die preisgekrönte Schülerzeitung kfmbilanz mit aus der Taufe. Im Sport organisierte sie gemeinsam mit Kolleg*innen den Sponsorenlauf und das Fußballturnier. Am Herzen lagen ihr immer die Schüler*innen, sei es beim Lerncoaching oder in der persönlichen Beratung. Und im Schüler-Lehrer-Chor – und nicht nur dort – war sie immer eine gern gehörte Stimme.

In Abwesenheit wurde auch Sebastian Dräger verabschiedet, der nach fünf Jahren an das Paul-Spiegel-Berufskolleg in Warendorf wechselt, sowie Nuria Sevilla Sanchez, die als Lehrerin des Berufskollegs Rheine nach einer langen Zeit der Abordnung nun wieder gänzlich an der Nachbarschule arbeiten wird.