„Bewerbungsbonbon“. Die Sprachschöpfung von Doris Heymer und Kollegin Eva Brockmann-Könemann ist ungewöhnlich. Trifft aber den Kern. Gemeint ist der „Europass Mobilität“, der an Schüler*innen verliehen wird, die ein Auslandspraktikum absolviert haben. „Seit 2005 wurde dieses Dokument in Deutschland rund 300.000 Mal vergeben, die Inhaber*innen sind also eine relativ kleine Gruppe, die damit bei einer Bewerbung auf jeden Fall punkten können“, sagt das Pädagogen-Duo unserer Schule. Beide haben die 15 Abiturient*innen betreut, die während der Abitur-Abschlussfeier ihre Zertifikate erhalten haben. Aber auch zwei Schüler*innen aus der Höheren Handelsschule und eine weitere aus dem Berufsschul-Bildungsgang Groß- und Außenhandel können das Dokument nun ihren Bewerbungs-Unterlagen beilegen.

Doch bevor das begehrte Papier ausgehändigt werden kann, heißt es für vier Wochen Abschied nehmen von zu Hause. Der Flieger hebt ab Richtung Irland, Dublin und Cork sind die Ziele der Europareisenden aus Rheine. Unter Mitfinanzierung aus dem EU-Programm „Erasmus+“ schauen sie dort in ganz unterschiedlichen Firmen über den beruflichen Tellerrand. Zu den Unternehmen gehören zum Beispiel eine Personalvermittlung, Sprachenschulen, ein Übersetzungsbüro oder sogar ein Radiosender.

Vanessa Mollenhauer freut sich über den Europass, den sie von Doris Heymer (li.) und Schulleiter Ralf König überreicht bekommt.

Lina Walterbach erinnert sich gern an ihr Praktikum bei einer IT-Firma in Cork: „Nach der ersten erfolgreichen Arbeitswoche hatte man sich in dem Betrieb schon recht gut eingelebt, vor allem, weil die Iren überwiegend unglaublich freundlich und hilfsbereit sind.“ Gut gerüstet durch ihre bisherige Ausbildung an unserer Schule konnte Pia Hebestreit ihre Arbeit in der Verwaltung eines Call-Centers angehen. „Die Aufgaben waren sehr komplex und ich konnte teilweise meine Kenntnisse aus dem Fach Wirtschafts-Informatik anbringen, aber ich habe auch viel Neues dazugelernt“, zieht sie ein positives Fazit ihrer Insel-Zeit. Spannend war für Felicia Moghnieh die Zeit beim Radiosender „Life FM“. Dort hatte „ich die Gelegenheit, Einblicke in die betriebswirtschaftliche, aber auch journalistische Arbeit zu bekommen“, freut sie sich über den doppelten Wissenszuwachs.

Keanu Knüppel lernte in Irland das Rote Kreuz kennen. Und genoss einen Vorteil: Seine Arbeitsstelle war mitten in Dublin gelegen, am Merrion Square, in einem der Häuser aus dem 18./19. Jahrhundert mit den typisch bunten Dubliner Türen. Nicht der schlechteste Ort für ein Praktikum. Zu den Aufgaben gehörten die Datenverarbeitung und die Büro-Organisation. „Die Mitarbeiter waren sehr freundlich, sehr offen“, sagt er. Tabea Denne aus der Unterstufe der Höheren Handelsschule weist auf einen anderen Aspekt eines Auslands-Aufenthaltes hin: „Ich bin schon stolz darauf, dass ich es geschafft habe, mich ganz alleine zurechtzufinden, in schwierigen beruflichen Situationen und in der Freizeit.“

Mit dem Rad Dublin zu entdecken, die Cliffs of Moher anzusteuern, das waren Höhepunkte für Kati Felchner und Paula Brüggemeyer. „In Dublin gibt es jeden Tag etwas Neues zu sehen“, begründen sie ihren Entdecker-Geist.

Überhaupt: Land und Leute näher kennenlernen, die englische Sprache anwenden und verbessern, im Kontakt mit fremden Menschen neue Ansichten und Einsichten gewinnen, das sind Ziele eines Praktikums im Ausland. Und wenn es auch nur die Einsicht ist, immer genug Geld im Portmonee zu haben. So berichten Celine Keuter und Kevin Smyrek lachend: „An einem Donnerstag haben wir uns entschlossen, ins Dicey ́s, einer Disko, zu gehen, um unsere letzten Tage nochmal gebührend zu feiern. An diesem Abend mussten 3 von uns 10 Kilometer nach Hause laufen, weil sie nicht genügend Geld für ein Taxi mitgenommen hatten und kein Bus mehr fuhr.“

Folgende Schülerinnen und Schüler aus der Gymnasialen Oberstufe erhielten den Europass: Paula Brüggemeyer, Kati Felchner, Celine Keuter, Keanu Knüppel, Benjamin Schlepers, Ellen Schremser, Kevin Smyrek, Elena Tocke, Rabea Wilms (alle Dublin), Pia Hebestreit, Felicia Moghnieh, Nils Müllmann, Lilli Remke, Michelle Scheuermann und Lina Maria Walterbach (Cork), aus der Höheren Handelsschule Mateusz Gucz (Cork) und Tabea Denne (Dublin) sowie aus dem Bildungsgang Groß- und Außenhandel Vanessa Mollenhauer (Cork).