Läuft bei Özlem. Im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum hat die Schülerin die Bestellung erhalten, tunkt sie die Schöpfkelle in den goldgelben Teig, schätzt mit dem Augenmaß einer mittlerweile professionellen Waffelbäckerin die Menge ab – und schon landet die flüssige Rohmasse im heißen Waffeleisen. Während den Umstehenden da schon das Wasser im Munde zusammenläuft, kümmert sich Diana Geringer um die Finanzen: „Macht 1,50, bitte.“ Die Kundin hat das Geld passend abgezählt, die Kasse klingelt. Läuft bei Diana. „Wer kommt als Nächstes?“ Der Waffelstand in der Aula der Kaufmännischen Schulen ist zweifellos magisch-kulinarischer Anziehungspunkt. Schülerinnen und Schüler aus der Klasse HSB 3 der Handelsschule offerierten ihren Mitschüler:innen wohlschmeckende Pausensnacks. Und sammelten mit dieser Initiative in den vergangenen Wochen 517 Euro. Bestimmt ist das Geld für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien, überwiesen wird es auf das Konto der „Aktion Deutschland hilft – Bündnis deutscher Hilfsorganisationen“.

Sie sind vielen Menschen noch in Erinnerung, die schrecklichen Bilder vom 6. Februar, als zwei gewaltigen Erdbeben die Südost-Türkei und den Nordwesten Syrien erschütterten. Hinzu kamen damals noch etliche Nachbeben, am Ende waren über 50.000 Todesopfer zu beklagen. Diese Katastrophe war natürlich auch Thema im Unterricht der Handelsschule, einige der Schülerinnen und Schüler haben zudem Verwandte in den betroffenen Gebieten, sie zeigten sich besonders erschüttert. Und so kam die Frage auf, ob und wie man den Überlebenden helfen könnte. Schnell war klar: Essen geht immer, Waffeln sind leicht anzufertigen. Also: gesagt, gebacken.

Özlem erklärte sich bereit, den Teig zu mischen, Diana Geringer erweiterte die Angebotspalette um schmackhafte Muffins. Als Dritte im Back-Bunde stellte Jasmina Schramm köstliche Brownies in der elterlichen Küche her. Hausaufgaben mal anders. Der Rest der Klasse sorgte für entsprechende Werbeplakate an den Schultüren, übernahm Aufbau- und Abbaudienste in der Pausenhalle, verwaltete die Kasse und assistierte beim Verkauf.

„Nach jedem Einsatz haben wir reflektiert und besprochen, was gut lief und was beim nächsten Mal verbessert werden kann,“ sagt Klassenlehrerin Petra Stegemann. Sie hat sich sehr über den Einsatz ihrer Schülerinnen und Schüler gefreut und findet es „richtig schade“, dass die Waffeleisen nun kalt bleiben. „Jetzt sind wir ein eingespieltes Team.“ Doch nun muss die Klasse sich auf den Abschluss vorbereiten. Auch Bildungsgangleiterin Doris Dingwerth ist voll des Lobes für die HSB 3: „Ich danke der Klasse sehr, weil sie sich mit viel Engagement für Mitmenschen in Not eingesetzt hat.“ In den Dank schließt sie die Klassenlehrerin Petra Stegemann mit ein.

Insgesamt hat die Klasse rund 400 Euro allein mit dem Waffelverkauf verdient, der Rest sind Spenden aus dem Kreis des Lehrerkollegiums. Engagement lohnt sich also, auch das ist eine Erkenntnis aus der Back-Aktion. Und gleichzeitig haben die Schülerinnen und Schüler dazu beigetragen, dass die Opfer der Erdbeben-Katastrophe in unserer schnelllebigen Zeit nicht in Vergessenheit geraten. Läuft bei der HSB 3.