In einer Zeit, in der die europäische Solidarität wichtiger denn je ist, haben die Kaufmännischen Schulen Rheine und ihre Partnerschule in Danzig, die ‚Szkoły Ekonomiczno-Handlowe im. Macierzy Szkolnej’, durch eine Fortsetzung ihrer noch jungen Kooperation bewiesen, dass Zusammenarbeit und Verständnis – gerade unter jugendlichen Europäerinnen und Europäern – keine Grenzen kennen.

Danzig, die Stadt an der Ostsee, öffnete ihre Tore für die deutschen Gäste kurz vor den Osterferien. Neun Rheinenser Schülerinnen und Schüler, die die elfte Klasse des Wirtschaftsgymnasiums an den Kaufmännischen Schulen besuchen, waren mit ihren Lehrkräften Eva Brockmann-Könemann und Thomas Wienkamp für die zweite Auflage der deutsch-polnische Begegnung in die ehemalige Hansestadt gereist, um dort zwölf polnische Mitschülerinnen und Mitschüler, ihre Lehrerinnen Ewa Dygon und Maria Brawata sowie deren Heimat kennenzulernen.

Bereits beim ersten Aufeinandertreffen im Maximilian-Kolbe-Haus, Bildungsstätte und Unterbringungsort aller Teilnehmenden, durchmischten sich die Gruppen bei Kennenlern- und Sprachanimationsspielen. Schnell verloren die Teilnehmenden die Scheu, das Englische für die gemeinsame Kommunikation zu verwenden, empfanden dies sogar zunehmend als motivierend: „Wenn es Sprachprobleme gab, mussten wir improvisieren. Aber das hat richtig gut geklappt und mir gezeigt, dass man klarkommt und dass ich das kann“, berichtet eine Teilnehmerin in der Abschlussevaluation.

Bei einem Spaziergang durch die malerische Altstadt erfuhren die Schülerinnen und Schüler aus Rheine mehr über die Geschichte Danzigs als Hansestadt und konnten sich im Bernsteinmuseum am „Gold“ der Ostsee sattsehen. Der Besuch im Museum des Zweiten Weltkrieges rief dann jedoch die Schrecken der Vergangenheit hervor und ließ Betroffenheit zurück. Ebenso ein Besuch der Westerplatte, wo der zweite Weltkrieg einst begann.

„Dass deutsche und polnische Jugendliche gemeinsam so vielfältige Eindrücke sammeln können, ist charakteristisch für unser Europa-Projekt und wir sind froh, dass wir es – auch dank finanzieller Förderung durch das Deutsch-Polnische-Jugendwerk – erneut durchführen konnten“, so Eva Brockmann-Könemann, die diese Jugendbegegnung mitorgansiert hat. Kennzeichnend für sie sei zudem, dass „die jungen Menschen nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und die Zukunft geschaut haben und eine Vision für eine gemeinsame Zukunft in Europa entwickelt haben“. Damit spricht sie die Workshops an, die vor Ort durchgeführt wurden: Das Thema „Was verbindet uns in Europa?“ wurde von den Jugendlichen vor dem Hintergrund der eindrücklich erfahrenen Geschichte diskutiert und die zukünftigen Herausforderungen beider Länder in einem lebendigen Europa in den Blick genommen.

Ein Gegenbesuch fand dann direkt nach den Osterferien statt: Die Elftklässlerinnen und -klässler empfingen ihre polnischen Gäste in Rheine und Umgebung. Zudem wurde Münster gemeinsam als geschichtsträchtige „Stadt des westfälischen Friedens“ erkundet. In der Villa ten Hompel wurden die Jugendlichen Zeugen der Ausstellung „Geschichte – Gewalt – Gewissen“. Auch hier wurden die Überlegungen der Schülerinnen und Schüler durch einen Workshop unter dem Titel: „Die Europäische Union – Aspekte der Entwicklung und deren Bedeutung für uns und unsere Zukunft“ gebündelt.

Die Worte teilnehmender Schüler beschreiben abschließend treffend das neueste Kapitel deutsch-polnischer Freundschaft, das den Schülerinnen und Schüler beider Schulen die Möglichkeit bot, nicht nur ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern auch interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln, die in unserer globalisierten Welt unerlässlich sind: „Hier im Kleinen wachsen wir enger in Europa zusammen“ und „The exchange is a really good thing to break barriers between countries and to get to know other people and cultures. It should be repeated as many times as possible“.