Heide Raddatz-Meyering und Anke Weinrank gehen in den wohlverdienten Ruhestand
Erst beim Aufstellen zum obligatorischen Abschiedsfoto der beiden Kolleginnen mit dem Schulleiter wird dem Kollegium so richtig bewusst, wie viel pädagogische Erfahrung Ralf König da eigentlich in Pension schickt. Die eine, Heiderose Raddatz-Meyering, unterrichtet seit 31 Jahren an unserer Schule die Fächer Politik/Geschichte, Wirtschaftslehre und fachfremd noch Deutsch. Die andere, Anke Weinrank, hält der KFM als Deutsch- und Englischlehrerin sogar 38 Jahre die Treue. Doch nun, nach ungezählten Unterrichtsstunden, Klausur-Korrekturen und Gesprächen über Noten ist (Schul-)Schluss – und bei beiden darf getrost vom „wohlverdienten Ruhestand“ gesprochen werden. Viele gute Wünsche und ebenso viele Geschenke der Kolleginnen und Kollegen begleiten das Duo in die Dauer-Pause.
Schulleiter Ralf König weist in seiner Abschlussrede auf eine „wichtige Charaktereigenschaft“ von Heide Raddatz-Meyering hin: „Sie hat sich an unserer Schule immer wieder Neuerungen gestellt und sich eingebracht, auch wenn sie nie viel Aufhebens darum gemacht hat.“ Als Beispiel nannte er die Neuordnung der Büroberufe vor drei Jahren. „Anstatt sich kurz vor der Pensionierung weg zu ducken, nach dem Motto ,Lass das mal die anderen machen´, hat sich Heide der Arbeit gestellt und wie immer zuverlässig ihren Beitrag geleistet.“ König dankt für ihren Einsatz in den Voll- und Teilzeit-Bildungsgängen der Schule und berichtet von ihrem Engagement als Bildungsgang-Vorsitzende der Bürokaufleute sowie auch der Fachkonferenz GmG bzw. Geschichte/Politik. Und das Vertrauen des Kollegiums habe sich auch in der Wahl zur Lehrerrätin gezeigt. „Ihr kollegiales und soziales Engagement ist dem Kollegium durchaus aufgefallen, auch wenn sie ihren Dienst oft unauffällig versehen hat“, so König. Als „Pensionärin mit der größten Autobahn-Erfahrung“ werde die Kollegin aus Nordhorn nun allerdings nun einen ihrer besten Freunde verlieren: „deinen Tankwart“.
„Immer offen für Neues und motiviert bis zum Schluss“ – für den Lehrerrat bestätigt Benjamin Hagemann die Einschätzung des Schulleiters über Heide Raddatz-Meyering. Die Durchdringung des Alltags mit politischen Themen verständlich machen und schülernah rüber zu bringen, das sei immer ihr Anliegen gewesen, meint Hagemann. Dabei habe sie unermüdlich neues Material zu aktuellen politischen Themen produziert und sich durch eine Vielzahl von abonnierten Fachzeitschriften auf dem neuesten Wissens-Stand gehalten, um so die Schüler politisch bilden zu können. „Und dabei hatte ich stets den Eindruck, dass der Umgang mit dir unkompliziert und pragmatisch war“, meint Hagemann.
Raddatz-Meyerings Abschiedsworte ans Kollegium beginnen mit einem Gedicht Erich Kästners, der durch die in der Schule erworbene Fähigkeit des Lesens eine ganz andere Welt erlebt habe. Schule als Entdeckung und Eroberung der Welt, das habe sie als Schülerin genau so erlebt. Sie berichtet von den „Türen in die Welt“, die sie auf ihrem Lebensweg selber aufgestoßen habe oder die andere ihr geöffnet hätten. Etwa die drei Schulleitungen, die sie stets unterstützten, das Büro, das Fragen beantwortet und Wünsche erfüllt habe, aber vor allem das Kollegium, aus dem „mir nie einer die Tür vor der Nase zugeknallt hat, wenn ich um Hilfe nachgefragt habe“, meint Raddatz-Meyering. „Ich danke daher allen für die geöffneten Türen.“
„Anke kam als Leererin zur Welt“, mit diesem doppeldeutigen Satz beginnt Ralf König die Verabschiedung Teil zwei. Und weil das Kollegium eher den Beruf als den Geburtsort mit diesem Ausspruch in Verbindung bringt, gibt es kollektives Gelächter. So falsch ist der Gedankengang aber nicht, denn laut König wollte die Leererin seit der dritten Klasse tatsächlich Lehrerin werden. Das gelingt. Seit 1981 an den Kaufmännischen Schulen, fand sie ihre Schwerpunkte in der Handelsschule sowie der Höheren Handelsschule und war dort viele Jahre als Klassenlehrerin tätig. Im Berufsschul-Bereich umfasst die Spannbreite ihres Unterrichts unterschiedliche Bildungsgänge in den Gesundheits- und Büroberufen bis hin zu den Industriekaufleuten. Dazu gehörte auch Unterricht in der FOS 12 und 13 sowie 20 Jahre lang in der Fachschule für Wirtschaft. Sowohl in Englisch als auch in Deutsch engagierte sie sich laut König als Fachkonferenz-Vorsitzende, war SV-Lehrerin und organisierte die Nachschreib-Termine für Klausuren.
„Die Sturheit, die den Ostfriesen zugeschrieben wird, ist eigentlich eher Beharrlichkeit, die du dir im Unterricht zunutze gemacht hast, um die Schüler immer wieder zu motivieren“, urteilt (Ostfriese) Benjamin Hagemann über die Ostfriesin Weinrank. Daher sei von den Schülerinnen und Schülern auch immer wieder „ihre Geduld“ hervorgehoben worden. Hagemann dankt im Namen des Kollegiums für „viele Jahre unermüdlichen Einsatzes bei gleichbleibend guter Laune“ und verabschiedet sich mit einem zünftigen „Hool di fuchtig“.
„Was werde ich in Zukunft vermissen?“ Diese Frage hatte sich Anke Weinrank im Vorfeld ihrer Verabschiedung gestellt und war dabei auf den Buchstaben „K“ gestoßen. K wie Klassen. Sie habe immer gern unterrichtet, in die meisten Klassen sei sie gern gegangen. „Ich empfinde es als großen Vorteil unseres Berufes, dass wir es mit jungen Menschen zu tun haben. Sie sind in der Mehrzahl gut drauf, wollen teilweise auch lernen, aber haben zumeist Freude und Spaß am Leben. Diese Freude hat sich fast immer auf mich übertragen. Das werde ich vermissen“, resümiert Weinrank. Nicht ganz so gut kommen Klausuren und Konferenzen weg, bei „Kalender“ fällt ihr die Vorfreude auf „ein Leben ohne Stundenplan“ ein, bei Kaffeeküche die Diskussionen in drangvoller Enge (“Ich glaube, die wichtigsten Entscheidungen werden nicht auf Konferenzen getroffen, sondern dort“). Und zuletzt das (wichtigste) K für Kollegium: „Ich habe die Zusammenarbeit immer als sehr konstruktiv, effektiv, kollegial und freundschaftlich empfunden. Und es haben sich Freundschaften entwickelt.“ Sie bezeichnet ihre Zeit an den Kaufmännischen Schulen als „Glücksfall“ und wünscht sich, dass der „gute Geist der Schule“ erhalten bleibe. Ihr K-Fazit bezüglich der Kolleginnen und Kollegen lautet: „Euch werde ich ganz besonders vermissen.“