Einen souverän-einfühlsamen Vortrag hält sie, die Elternvertreterin der Abiturientia 2023 an den Kaufmännischen Schulen. Claudia Prehn spricht auf der Abschlussfeier von tiefem Stolz und großer Freude, die die Eltern an diesem Tag empfinden. Sie erinnert an das Mitfiebern mit den Kindern in den aufreibenden Prüfungs-Wochen und lobt die Disziplin der Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Schuljahren. Doch ihr Redefluss gerät ins Stocken, als sie mutmaßt, dass nun viele von zu Hause ausziehen, die Welt erkunden und eigene Wege gehen werden: „Und wir können dann nur noch in eure leeren Zimmer schauen.“ Kurze Pause. Luftholen. Ein tiefer Schluck aus dem Wasserglas. Sie ist sichtlich ergriffen. Auch in den Zuschauerreihen wird wohl vielen gerade sehr bewusst, dass am heutigen Tag für die eigenen Kinder ein Lebensabschnitt endet und ein neuer beginnt: Es gibt langanhaltenden Applaus für Claudia Prehn, die nun lächelnd den Rest ihrer Rede in Angriff nimmt. Der (aller-)letzte Schultag: dazu gehören ein feierlicher Gottesdienst zum Auftakt, festliche Reden, das große Lob von Eltern und Lehrer:innen, ein kräftiges Zuprosten, wohlverdiente Zeugnisse und abends der schwungvolle Abiball. Nicht umsonst beginnt das Duo „Double Neck“ die Feier in Aula mit dem bekannten Stück der irischen Rockband U2: „It´s a beautiful day“.

In diesen führen Jonas Kock und Tom Vogel als Moderatoren des Nachmittags schwungvoll ein, wenn sie das von „hakuna matata“ abgewandelte Abimotto „hakuna matabi“ übersetzen mit: „Wir sind im Moment alle Sorgen los“. Und in Anlehnung an Schulleiter Ralf König den Nachsatz einfügen „Wir verlassen das Königreich“, soll heißen „Wir verlassen den geschützten Raum“. Kein Lernen mehr für Klausuren und Prüfungen, „diese Sorgen sind wir los“. Und kein Abmelden mehr, wenn „wir mal keine Lust haben“. Klares Fazit des Duos: „Ein tolles Gefühl, herrlich“.

Von ihrer Schwierigkeit „diese drei Jahre in Worte zu fassen“ berichtet Zoe Weide als Vertreterin des Abi-Jahrgangs 2023. Es falle ihr schwer, Worte zu finden, Gefühle einfließen zu lassen: „Ich will ja nicht vor euch allen hier weinen“. Abschiedsschmerz nennt man das wohl.

Sie erinnert an den ersten Mottotag im Pyjama, an angeheitertes Tanzen auf Fluren bei lauter Musik, Ableitung von E-Funktionen im Matheunterricht, illegal behaltene Fahrstuhlschlüssel, Feueralarm in Klausuren, Schwänzen der letzten Stunde und die Tatsache, dass die erste Abi-Klausur auch schon wieder 59 Tage her ist. Am Anfang sei vielen die Zeit von drei Jahren bis zum Abi als kleine Ewigkeit vorgekommen, doch nun, „wo wir doch gerade erst angefangen haben, uns die Namen der anderen zu merken, ohne Masken und Abstand zusammenstehen können, ja gerade erst die schönsten Zeiten erleben, beginnen die letzten Sekunden an diesem Ort“. Nun heiße es Abschiednehmen von „Lehrern, denen wir vertraut haben, die auf uns gebaut haben und uns geholfen haben zu wachsen“. Und die vorab immer gepredigt hätten, dass die drei Jahre kürzer seien als es zu Beginn scheine. „Und wie jeden Tag klingelt gleich die Schulglocke, doch diesmal heißt es nicht „Pause“, sondern „Auf Wiedersehen“, sagt Zoe Weide. Und prophezeit: „Diese Zeit wird uns immer in Erinnerung bleiben.“

Claudia Prehn bedankt sich im Namen aller Eltern beim Lehrerteam, weil es sich zu Corona-Zeiten schnell in teams und one-note eingearbeitet habe und den Unterricht von zu Hause aus perfektionierte. „Und dass Sie für Fragen und Nöte der Schüler:innen sogar am Wochenende erreichbar waren, ist wohl auch alles andere als selbstverständlich. So einen Einsatz kenne ich aus meiner Schulzeit definitiv nicht.“ Sie kommt zu dem Schluss, dass „ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis an dieser Schule herrscht“.

Prehn zeichnet den für viele Kinder typischen Schulweg bis zum Abitur nach – immer in Begleitung der Eltern. „Wir haben versucht, euch einerseits Sicherheit und Werte, auf der anderen Seite Mut und Vertrauen mit auf den Weg zu geben, damit ihr euch selbstbewusst den Herausforderungen des Lebens stellen könnt,“ sagt sie. „Nun traut euch mutig hinaus in die Welt“.

Die stellvertretende Landrätin Gisela Köster gratuliert zum „höchsten Schulabschluss, den uns Land zu vergeben hat. Ich freue mich sehr für Sie.“ Sie ermutigt die Schülerinnen und Schüler: „Reden Sie mit, sagen Sie Ihre Meinung und setzen Sie mit Mut Ihre Ideen und Wünsche für unsere zukünftige Gesellschaft in die Tat um.“ Und wenn der eigene berufliche Weg auch nicht gerade verlaufe, wenn einmal abgebogen oder umgekehrt werden müsse, sei dies normal. „Viel wichtiger ist, dass Sie einen Beruf finden, der zu Ihnen passt und der Sie ausfüllt.“ Dabei freue sie sich über jeden, der der Region erhalten bleibe.

Auch die stellvertretende Schulleiterin Elke Simon greift das Motto der Abschlussfeier auf und meint: „Gerne wünschen wir Ihnen, dass Sie die Königinnen und Könige von Morgen sein können, die sich keine Sorgen machen müssen, dass Sie mit dem Abitur in eine Welt gehen, die sorgenfrei ist.“ Aber die Abiturient:innen seien ja nicht naiv und wüssten, dass Sorgen, Nöte und Krisen zum Leben dazugehörten, weil sie es selbst schon erfahren hätten. Simon erinnert an die Coronapandemie, an die Klimaveränderungen und den Ukraine-Krieg. „Angesichts dieser Krisen finde ich es gut, dass Sie mir Ihrem Motto den Blick auf die Leichtigkeit und Lebensfreude lenken“. Denn trotz der Krisen gebe es durchaus eine große Zuversicht bei der jüngeren Generation. „Vielleicht können wir Lebensfreude gewinnen, wenn wir selbst Verantwortung übernehmen, indem wir mit wachen Augen die Probleme sehen, sie nicht ignorieren, sondern sie gemeinsam angehen,“ hofft Simon. Das gehe aber nur, wenn soziale Verantwortung und eigene Selbstverwirklichung zusammengedacht würden. Der Zukunft begegnen mit einem eigenen Lebensentwurf – „Wir hoffen, dass die Kaufmännischen Schulen Sie darauf gut vorbereitet haben.“

Sie wünscht den Abiturient:innen: „Leben Sie Ihr Leben und übernehmen Sie Verantwortung für sich und andere. Weiten Sie Ihren Horizont, wachsen Sie. Freuen Sie sich auf das, was kommt. Schöpfen Sie aus der Lebensfreude und der Leichtigkeit, die das Motto vermittelt, Kraft für die gemeinsame Gestaltung der Welt von morgen.“

Und dann stellen sich alle Abiturient:innen ein letztes Mal alphabetisch auf. Zeugnisausgabe mit Schulleitung und Klassenlehrer:innen. Geehrt wird Allegra Moledo Sande, die mit einem Notendurchschnitt von 1,0 das beste Abitur erreicht hat. Ellen Tebbel und Daniel Weber schlossen mit 1,1 ab, Hannah Gehring mit 1,2. Julia Roling, Finn Schomaker und Luca Fischer schafften 1,3, Nenena Chupetlovska, Niklas Rielmann, Luzia Sluet und Ben Prehn eine 1,4. Die Zeugnisse von Fine Lanvers und Elisa Koxherri weisen die Durchschnittsnote von 1,5 auf.

Abschlussschüler
Wirtschaftsgymnasium
(Abitur) 

 Asude Müberra Alav, Verena Alsmeyer, Max Friedrich Bange, Fabienne Beckmann, Felix Beutgen, Mirja Beuting, Till Beverburg, Jana Johanna Bökenfeld, Lara Sophie Bröring, Lasse Burmeister, Fiete Busmann, Zoe Christakis, Nevena Nikolaeva Chupetlovska, Karolin Deiting, Alissa Deters, Valerie Dick, Sarah Düesmann, Luca Fischer, Hanna Gehring, Luca Arian Grave, Kerem Güldag, Yasmin Haki, Brigelda Haxhiaj, Carolin Heufes, Inga Helena Heymer, Lennart Janssen, Hannah Luisa Klöker, Jonas Kock, Henning Kopper, Bastian Körner, Hanna Korte, Erisa Koxherri, Torben Kuhl, Fine Marie Lanvers, Marisa Linnemann, Victoria Helena Loeffler, Julian Lubinski, Marvin Matthias Matzerath, Eliam Miyela, Allegra Moledo Sande, Melissa Musollaj, Jan Nähring, Blessing Owolabi, Ben Prehn, Kaja Prus, Niklas Rielmann, Julia Roling, Felix Roling, Janine Scheipermeyer, Lilly Scheipermeyer, Tessa Schmidt, Finn Schomaker, Ben Eric Schremser, Elina Schubert, Janis Schulte, Daniel Theodor Schulze, Hannes Schulze Severing, Stefan Siegfried, Anna Siepker, Ela Sirin, Luzia Sluet, Joost Peter Steffgen, Marie Steveker, Tim Taake, Phil Milan Take, Ellen Tebbel, Henrik Tekstra, Emelie Terwort, Pius Trendelkamp, Damla Türkel, Tom Vogel, Daniel Weber, Domenic Wehkamp, Zoe-Marie Weide, Alina Wiechers, Theresa Andrea Wieker, Henri Zintel