Ultrakurz hatte sie sich ihren Abschied gewünscht. „Ohne viel Brimborium in den Ruhestand und am liebsten noch in der Pause“, wie Schulleiter Ralf König schmunzelnd bemerkt. Könnte klappen – wenn man in der Beliebtheits-Skala des Kollegiums eher unten angesiedelt ist. Danke und Tschüss. Klappt aber bei Dörte Hauer nicht. Liegt wohl an ihrem super-standing im Kollegen-Kreis. Nach zehn Jahren Dienst an den Kaufmännischen Schulen hat der ein oder andere dann doch ein Abschieds-Wörtchen mitzureden. Also dann. Aber kurz.
Der Schulleiter spart sich den (ohnehin meist allen bekannten) Rück-Blick auf Werdegang und Aufgaben-Spektrum. Gepaart mit ehrlichem Dank für die zuverlässig geleistete Arbeit schaut er lieber nach vorn und wünscht der Ruheständlerin „alles Gute, Gesundheit und Lebensfreude.“ Verbunden mit der Einladung zum nächsten Pensionärs-Treffen. Schön knapp, das Ganze.

Auch den Vorsitzenden des Lehrerrates hatte Dörte Hauer gebeten: Wenn schon Rede, dann knapp. „Du willst es kurz, du kriegst es kurz,“ sagt Sondermann lächelnd. Und berichtet in gewohnt verschmitzter Form von den gescheiterten Versuchen, eine gehaltvolle Kurzansprache zu formulieren. Idee: Zu jedem Buchstaben des Nachnamens ein Schlagwort zu finden: „Hat mir nicht gefallen.“ Oder zum Vornamen: „Aber finde mal was mit Ö.“ Also verfällt er auf einen Kniff und nimmt das englische Wort für kurz, nämlich „short“. Ganz passend für eine Englisch-Lehrerin. Sozial und solidarisch ist dem Kollegen dabei eingefallen. Und Handelsschule und späte Heirat, Oma und Ruhestand, Reisen und Radfahren. Geradlinigkeit nennt Sondermann zwischendurch auch noch. Passt zwar nicht zum Wort, aber zur Kollegin Dörte Hauer. Schließlich ganz zum Schluss ein „Tschüss“ und die Versicherung unter Beifall des Lehrer-Publikums: „Wir werden dich vermissen.“
Das Stichwort „Reisen“ greifen die Fachkollegen auf und präsentieren ihre Abschieds-Rede häppchenweise in Power-Point-Puzzleform. Immer kommt eines dabei raus: Motive aus Australien und Neuseeland. Dahin geht die Rentner-Reise in wenigen Monaten. Viele gute Wünsche, Geschenke und Umarmungen schließen sich an. Und der Dank der Neu-Pensionärin: Ihr habt mir damals den Start sehr erleichtert, es hat Spaß gemacht mit euch zu arbeiten.“ Sie schließt mit dem Wunsch: „Passt auf euch auf.“ Abschieds-Fazit: kurz, aber unheimlich herzlich.