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Verkehrssicherheitswoche 2020

Das Statement von Hauptkommissar Andreas Kröger ist unmissverständlich: „Unfälle passieren nicht, sie werden verursacht.“ Und unter den Verursachern sind häufig junge Leute im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. Der Anteil an der Bevölkerung im Kreis Steinfurt der 18- bis 24-Jährigen zum Beispiel liegt bei 8,3 Prozent. Aber diese Altersgruppe ist für jeden fünften Unfall verantwortlich. „Und deswegen seid ihr die Zielgruppe, die uns sehr am Herzen liegt“, verdeutlicht Kröger, warum er und seine Kolleg*innen Susanne Hosch, Frank Rogge und Frank Lösch, allesamt Verkehrs-Sicherheitsberater der Kreispolizeibehörde Steinfurt, eine Woche lang in unserer Schule zu Gast sind.

Auf den Verkehrs-Sicherheitstagen, organisiert von unseremLehrer Thomas Miethe, sprechen sie mit den Unterstufen aller Vollzeit-Bildungsgänge und den Berufsschulklassen über den „täglichen Wahnsinn im Straßenverkehr“.

Im wahrsten Sinn des Wortes: Über 13.000 Unfälle hat es 2018 im Kreis Steinfurt gegeben, 16 Menschen starben. 2067 wurden verletzt, davon 166. Kinder. Nüchterne Zahlen aus der Polizei-Statistik, die für die Schüler*innen erst einmal nebulös bleiben. Doch Sekunden später wird es höchst persönlich. In einem Film kommen Eltern zu Wort, die ihren 33-jährigen Sohn bei einem Verkehrsunfall im Kreis Borken verloren haben. Durch einen rücksichtslosen Fahrer, der trotz Gegenverkehr überholte und den entgegenkommenden Mann zum Ausweichen in den Graben zwang. Dieser hatte keine (Überlebens-)Chance. Mit zitternden Fingern und Tränen in den Augen zünden die Eltern eine Kerze für ihren Sohn an. Das Schlimmste: Der Unfallfahrer kümmerte sich nicht um das Opfer und flüchtete. Er wurde nie gefasst. Sehnlichster Wunsch der Hinterbliebenen: Dass der Mann gefunden wird und nie wieder Auto fahren darf und andere schädigen kann. Wie war das – „Unfälle passieren nicht…“.

Stille im Mehrzweckraum. Plötzlich wird aus nüchternen Zahlen ein Schicksal, das alle bewegt. Klar ist: Hinter den Zahlen stehen Menschen, deren Leben sich von einer auf die andere Sekunde ändert, steht oft großes Leid, das zum Beispiel durch nicht angepasste Geschwindigkeit verursacht wird. Immer noch eine der Hauptunfallursachen, über die die Polizisten mit den Schüler*innen sprechen. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger: „Wir wollen mit euch in einen Dialog treten.“ Etwa über Alkohol und Drogen am Steuer – natürlich ein wichtiges Thema bei Jugendlichen. Täglich ereignen sich 21 schwere Unfälle in NRW, weil Alkohol im Spiel war. Vorsicht geboten ist dabei vor der 0,5-Promille-Grenze. Wer darunter liegt und keine Ausfallerscheinungen hat, dem passiert nichts. Kommt es aber zu einem Unfall, wird oft argumentiert: „Ohne Alkohol hätten sie besser reagieren und den Zusammenprall verhindern können.“ Also Mitschuld. Und bei groben oder dauernden Verstößen (ab 8 Punkten) geht es zur MPU. Andreas Kröger: „Und die wird dann richtig teuer.“ Ein Tipp an die vielen Schüler*innen, die gerade den Führerschein machen: In der Probezeit gilt null Komma null. Immer. Da ist Restalkohol am Morgen allerdings einigen schon zum Verhängnis geworden. „Wer trinkt, fährt nicht“, lautet die klare Kante von Susanne Hosch. „Und schaut euch nach einer Feier genau an, mit wem ihr nach Hause fahrt. Habt ihr Zweifel, zahlt lieber das Taxi. Ist teurer, rettet aber vielleicht euer Leben.“

Mittlerweile geht jeder 10. Todesfall im Straßenverkehr auf Ablenkung zurück. Störenfried am Steuer Nummer eins: na klar, das Handy. Der Beweis folgt auf einem Blatt Papier. Dort ist ein kurvige Straße aufgezeichnet, ein Handelsschüler als Versuchsperson folgt dieser Spur mit einem dicken Stift. Als säße er in einem Auto. Genau mittig geblieben, schnell gemacht, alles easy, Als er aber gleichzeitig auf ein Handy schauen und Textnachrichten lesen soll, wird die Linie schon unsicherer. Und als der Schüler zusätzlich und gleichzeitig in einem Rückspiegel auch noch den Verkehr beobachten soll, wird’s kritisch. Die Linie auf dem Blatt läuft mehrfach Richtung Straßenrand. Wenn da jemand gestanden hätte. Ganz klar: „Unfälle passieren nicht…“.

Auch mit Handy in der Hand im Fahrradsattel fährt es sich nicht sicher. Preis für den illegalen Blick aufs Display: 55 Euro. Ein besonderes Augenmerk richten die Beamten auf den toten Winkel. 150 Menschen, überwiegend Rad fahrende Kinder, sterben jedes Jahr, weil sie beim Abbiegen vor allem von Lkw-Fahrern übersehen werden. Der Hinweis ist berechtigt, denn viele Schülerinnen und Schüler kommen mit dem Fahrrad zur Schule. Und die sollten genau hinschauen, wer neben ihnen fährt und vielleicht abbiegt. Den Unfälle passieren nicht…

2020-03-10T20:13:35+00:00
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